BIOFACH 2020

Mit dem Thema der Klimathematik hat auch das Thema BIO in den letzten Monaten wieder mächtig an Fahrt gewonnen. So legen immer mehr Konsumenten weltweit Wert darauf, dass ihre Nahrungsmittel biologisch unbedenklich und möglichst klimaneutral produziert worden sind.

Grund genug für mich, mir die Zeit zu einer kleinen Bestandsaufnahme in Sachen BIO zu nehmen. Ich habe mich also auf den Weg nach Nürnberg gemacht und dort erstmalig die BIOFACH besucht. Die Erwartungen waren natürlich groß und was soll ich sagen, die Messe war größer als meine Erwartungen.

Ich habe mich kurz vor meiner Abreise zur BIOFACH 2020 in Berlin noch Online akkreditiert. Dabei muss ich zugeben, dass ich bisher selten einen so professionell gestalteten Online-Akkreditierungsprozess nutzen konnte, wie den von der Messe Nürnberg bereit gestellten. Noch bevor mein Zug abfuhr, hatte ich auch schon meine positive Akkreditierungsbestätigung in Form einer E-Mail erhalten.

Ich war nicht die gesamte Dauer der Messe vor Ort, nur an den ersten beiden Tagen, denn es Stand in Berlin zeitgleich die WEINmesse berlin 2020 an, die ich natürlich nicht verpassen wollte. Das Frühjahr ist immer sehr voll gepackt was Messen angeht – nach der Internorga in Hamburg, Mitte März ist aber erst einmal Schluss mit dem Messemarathon – sofern die Messe wegen der aktuellen Corona (Covid-19) Thematik nicht abgesagt wird.

Auch bei der BIOFACH war Corona (Covid-19) bereits Thema – so wies jede Eintrittskarte eine kleine Smiley-Grafik auf die dazu aufforderte seinem jeweiligen Gegenüber diesmal nicht die Hand zu reichen, sondern diesen ein Lächeln zu „spendieren“.

An allen Eingängen und Toiletten-Bereichen gab es berührungslose Desinfektionsspender für die Aussteller und Besucher und auch einige Flächen waren mit entsprechenden Hinweisen plakatiert worden. Alles in allem eine sehr gute und vor allem auch sehr gut kommunizierte Aktion.

Um mich im Vorfeld bereits über Themen, Vorträge und Aussteller zu informieren, nutzte ich den performanten und sehr übersichtlich gestaltet Webauftritt zur BIOFACH 2020. Da ich mich im Rahmen der Akkreditierung bereits registriert hatte, konnte ich mir während des Durchstöberns bereits meine Favoriten in einer Merkliste nebst Notizfunktion sichern. Dies sollte laut Informationen auf der Webseite auch für das nahtlose Nutzen der BIOFACH 2020 App von Vorteil sein.

Kurz nachdem ich den Zug in Richtung Nürnberg bestiegen habe, installierte ich mir die App und meldete mich mit meinem BIOFACH-Nutzeraccount an. Die App verfügt über eine Hand voll nützlicher Funktionen, die Besucher sowie Aussteller dabei unterstützen sollen ihren Messebesuch planvoll zu gestalten. Hier ein kurzer Überblick zum Funktionsumfang der BIOFACH App 2020.

Zu allererst ganz wichtig, der integrierte Plan der Messehallen, gleich auf der Startseite der App. Für mich das wichtigste Feature, denn so konnte ich stets den schnellsten Weg zum nächsten Aussteller auf meiner Liste, oder dem nächstgelegenen Ausgang finden. Gleichzeitig ist dies auch das Aussteller- und Produkteverzeichnis mit Suchfunktion. Wegen der Vielzahl der Aussteller ist diese Ansicht auf einem Smartphone nur bedingt zum Schmökern geeignet. Hier sollte man vorab schon wissen wen man sucht, damit wenn angewählt, Halle und Stand nebst Position auf der Hallenkarte angezeigt werden. Toll war, dass man so Aussteller in der App suchen & finden konnte, um mit ihnen direkt ein Termin auszumachen.

Die Startseite der App verfügte ebenso über eine Merkliste, um sich vorab oder in-time einen „Schlachtplan“ machen zu können, oder aber bereits besuchte Aussteller mit einer Notiz zu versehen. Sehr schade fand ich hierbei, dass sich die am PC bereits vorab erstellte Merkliste nicht mit der App Merkliste synchronisiert hat. So war die investierte Vorarbeit ein Schuss in den sprichwörtlichen Ofen gewesen.

Ebenfalls gleich auf der Startseite – eine Programmübersicht für alle geplanten Vorträge und Events und ein direkter Einstieg zu Produktneuheiten mit interaktiver Ansicht der Halle und Standnummer bei Auswahl eins Produkts sowie einer Favoritenfunktion mit Notizmöglichkeit für die App-Merkliste.

Der letzte Punkt auf der Startseite war dann der Carfinder – mit diesem ist es möglich mit Notizen, einer Karte (Satellitenkarte) und Fotos sicher zu stellen, dass man sein Fahrzeug auch wiederfindet – natürlich nur wenn man sträflicher Weise nicht mit den Öffentlichen angereist ist!

Alle weiteren Funktionen der BIOFACH App konnten über das Burger-Menü oben links erreicht werden. Von dort aus kommt man auch stets zurück auf die Startseite. Außerdem finden sich dort natürlich auch alle vorab genannten Funktionen wieder.

Zusätzlich gibt es hier noch die Punkte Referenten,  Anreiseinfos, After-Work-Tipps zu Restaurants, Bars & Nightlife Nürnbergs, Social Media, Kontaktinformationen, FAQs (zu Tickets, Gutscheinen und Services für Menschen mit Handicap und mehr) und natürlich das Impressum sowie die gebotene Datenschutzerklärung.

Bis auf einige „Hänger“ der App, den Umstand, dass Suchergebnisse auf IOS und Android beim selben Suchbegriff teilweise voneinander abwichen und dem Umstand der fehlerhaften Merklisten Synchronisation fand ich die App sehr erfrischend. Erwähnen möchte ich natürlich auch, dass der auf Öko-Papier gedruckte Messebegleiter auch ein toller Service war – aber ich zog dennoch die App vor.

Beim Start der BIOFACH App 2020 kam stets ein SplashScreen mit dem Motto „What`s your eco?” und der zugehörigen Fragestellung “What are you doing for a sustainable future?”. Die Macher der BIOFACH haben damit den wichtigsten Aspekt der gesamten Veranstaltung auf den Punkt gebracht – nur wenn wir alle, also jeder einzelne von uns etwas für eine nachhaltige Zukunft tut, kann es damit überhaupt erst etwas werden!

Ich fände eine derartige APP würde auch den Messen in Berlin gut tun – bei der Größe des Messegeländes der Messe Berlin idealerweise dann aber auch mit einem GPS gestützten Standortfinder. So könnte das Erlebnis beim Besuch der Internationalen Grünen Woche, FRUIT LOGISTICA oder WEINmesse berlin nochmals optimiert werden und dabei dann auch noch zeitgemäßer daherkommen.

Jede Messe lebt von den Ausstellern ebenso wie von den Besuchern – auf der BIOFACH war für mich schon bei der Eröffnungsveranstaltung klar, dass es hier wirklich um die Sache geht.

Leider war es anfangs ebenso wie bei der Internationalen Grünen Woche oder der FRUIT LOGISTICA – man startete eine unsägliche Begrüßungsarie für die erschienenen Minister, Mitglieder des Bundestages, politische Honoratioren, ja selbst für einige Staatssekretäre. Ganz klar ausnehmen möchte ich die Galionsfiguren der Verbände, die täglich unter Beweis stellen, das es für sie um die Sache geht.

Im Grunde ist es der Verdienst der Veranstalter, das die BIOFACH bereits über so lange Zeit einen derartigen Erfolg hat – nicht der Verdienst der Staatsbediensteten. Für mich sind das ganz normale Messebesucher – im Grunde Personen die vom Steuerzahler entlohnt werden, um die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine solche Messe zu garantieren, von Berufswegen sozusagen.

Keines Falles sollten derartige Veranstaltungen eine Plattform bieten auf der sich Staats- oder Landesbedienstete profilieren oder diese derart hofiert werden. Die Sitzplätze in den ersten Reihen hätten besser für verdiente BIO-Aktivisten und Ehrenamtliche Helfer reserviert sein sollen – so hätten die „politischen Kräfte“ die Gelegenheit sich auch mal unters Volk zu mischen.

Ganz anders beim scheidenden Bürgermeister Dr. Ulrich Maly – dieser hat sich seit der ersten BIOFACH um die Messe verdient gemacht und dies aus Hingabe – nicht aus politischem Kalkül. Seine Rede empfand ich als richtig erfrischend. Man merkte deutlich das all die Zwänge die sich andere Politiker bei derartigen Anlässen selbst auferlegen von ihm gefallen waren – so hat es Freude gemacht ihm zuzuhören.

Auch der Talkrunden ähnliche Part mit dem Vorsitzenden des BÖLW (Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft), Felix Prinz zu Löwenstein und fünf weiteren Gesprächspartnern war mal etwas anderes. Zwischen den Ansprachen streuten eine Handvoll als „A cappella Gruppe“ betitelte Musiker ihre Lieder ein – komischerweise von einer Gitarre begleitet – trotz allem ganz OK.

Für mich, und sicher auch für viele andere, kam der interessanteste Teil der Eröffnungsfeier mit der Keynote – in diesem Jahr übernahm diesen Part die Primatenforscherin Dr. Jane Goodall. Ich bin mit den Dokumentationen zu ihrer Arbeit aufgewachsen und freute mich darauf zu hören was sie zum Thema zu sagen hat.

Hier wurde ich nicht enttäuscht. Frau Dr. Goodall hat sehr einfühlsam, nachvollziehbar und authentisch gesprochen. Man merkte deutlich wie sehr sie im Thema war. Sie zeigte sich verwundert das „der Mensch, als das intelligenteste Wesen auf Erden, sich so unintelligent verhält“ und „Wir Roboter auf den Mars schicken, aber vergessen haben, dass dieser blau-grünen Planeten der Einzige ist auf dem wir existieren können“. Womit sie sicher vollkommen Recht hat, bloß viele Entscheidern ist das sprichwörtliche „Hemd“ scheinbar näher als die Zukunft ihrer Enkel. Ich hoffe die rund 1000 Besucher der Eröffnungsveranstaltung haben sich diese Rede zu Herzen genommen.

Die BIOFACH ist die weltweit größte Messe der BIO-Branche und mit 47.000 Fachbesucher und 3.792 Ausstellern aus 110 Ländern in diesem Jahr bereits ein echtes „Schwergewicht“ im Messegeschäft, wobei in diesem Jahr ganze 10.000 Besucher am Kongress teilgenommen haben.

Bestimmend für die Messe waren aus meiner Sicht all die extrem gut gelaunten Menschen – man lief gerne durch die Hallen, konnte mit jedem ins Gespräch kommen – ohne Hektik, ohne Gedrängel – auch wenn es voll war, war die Atmosphäre deutlich ausgeglichener als bei anderen Messen dieser Größe.

Nett fand ich, dass die Messe Nürnberg mit ihrem Bloggerfrühstück eine lockere Veranstaltung angeboten hat, damit sich Leute wie ich in ungezwungener Umgebung mit Gleichgesinnten austauschen konnten. Das Ganze fand in einem der Restaurants statt – hier hatte man ein kleines, aber feines BIO-Buffet aufgebaut, an dem sich die Blogger stärken konnten bevor es von dort direkt im Anschluss zum Blogger-Kongress ging.

Schade fand ich, dass Gefühlt nur Beauty-Blogger dort waren die, die VIVANESS besuchten – es hätte mich gefreut auch mal einen Food-Blogger zu treffen. Für mich stand ja diesmal der Teil BIOFACH und das Kulinarische im Vordergrund – da wären dann nur Gurkenmasken von Interesse gewesen, die man nach der Anwendung hätte essen können…

Generell empfand ich die BIOFACH regelrecht als erfrischend – natürlich gab es auch hier das eine oder andere was nicht optimal lief (Shuttleservice, Pressegarderobe, Sync der Web-App) aber alles in allem ein wirklich fabelhafter Event.

Ganz anders als bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin, konnte man auf der BIOFACH sicher mehr als 90% der Erzeugnisse verkosten – und zwar kostenlos. Nicht etwa, dass sich die Besucher deshalb jetzt den Bauch vollschlagen wollten – hier war alles entspannt. Ob es die super leckeren Steaks bei der BIOPark Markt GmbH waren, der frische Trüffelschinken und Parmesan bei den Italiener – der neue schwarze BIO Knoblauch bei NERO Fermento aus Italien oder aber die vielen Leckeren Eissorten bei JYMY aus Finnland.

Man konnte alles probieren, denn die Hersteller wollten eben genau wissen was jeder Einzelne von ihren Produkten wirklich hielt – die Frau und der Mann von der Straße sozusagen, den auch Fachbesucher sind in letzte Instanz auch nur Konsumenten.

Natürlich gab es neben dem konventionellen Messe-Catering in den Hallenübergängen auch Stände die sich Ihr Angebot bezahlen ließen – diese wurde jedoch zu Recht mit Nichtbeachtung abgestraft – schließlich ist die nicht die Grüne Woche, bei der es bedauernswerter Weise zum guten Ton zu gehören scheint mehrere Euro für ein kleines Stückchen geräucherten Hinterschinken zu verlangen.

Einer der Hauptgründe für meinen Abstecher nach Nürnberg war natürlich, dass ich einige Aussteller treffen konnte, mit denen ich zwar digital viel zusammengearbeitet habe, aber die ich bisher nicht live getroffen hatte. Das waren zum Beispiel Stephano von NERO Fermento, Natividad Vaquero Cabello de Alba von La Abuela Carmen oder auch Horst Neumann von JYMY aus Finnland – was für ein Eis!

Francisco Giménez von Amefruits und deren schwarzen Knoblauch, oder Lorenz Hartmann de Barros mit seiner neuen Papaya Innovation – der SAMBA – von der HLB Tropical Food GmbH hatte ich ja bereits auf der FRUIT LOGISTICA 2020 in Berlin getroffen – hier hatte ich mir ja auch einen kleinen technischen Ausflug gegönnt und mir die Sortieranlagen von TOMRA angekuckt.

Da es auf der BIOFACH 2020 so viel mehr zu sehen gab als man in der kurzen Zeit überhaupt erfassen kann – und ich war noch nicht mal in den Hallen der VIVANESS – habe ich mich dafür entschieden die meisten Stippvisiten für Euch in einen Beitrag zur BIOFACH 2020 zu „verfrachten“ anstatt einzelne Beiträge zu verfassen.

Nur bei der BIOPark Markt GmbH, bei NERO Fermento, den Marmeladen Gummies von Vavesaaren Tila, der JYMY Eiscreme aus Finnland und dem „BIO-Veteran“ LaSelva aus der Toskana waren die Gespräche ausreichend lang, um tiefere Einblicke zu erhalten, so dass es doch noch zu einer Hand voll Einzelberichten gekommen ist.

Natürlich waren auch die anderen Aussteller und ihre Produkte sehr interessant, aber die Zeit diese kennen zu lernen einfach zu knapp. Vielleicht werde ich mit dem einen oder anderen Kontakt aufnehmen um zu schauen, ob es sich anbietet einen Einzelbeitrag über deren Produkte zu verfassen. Jetzt muss ich aber erst einmal das BackLog „abarbeiten“ was sich in den letzten zwei Monaten auf Grund der vielen Messebesuche aufgebaut hat.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals für die Einladung zur BIOFACH bedanken. Ich finde das Messeteam hat einen brillanten Job gemacht und ich habe mich durchweg wohl in Nürnberg gefühlt. Auch ein Dank an Stadtlandbio, die Abenden Veranstaltung war liebevoll geplant worden – schade das derart viele Gäste einfach nicht erschienen sind – ein Frevel.

Ich wünsche Euch, wie immer, viel Vergnügen bei den Beiträgen.

Schreibe einen Kommentar