Das Dorsch – Zeit fürs Kulinarische

Auf Empfehlung eines versierten Gastronomen aus Fürstenwalde, haben wir heute recht spontan Das Dorsch in Bad Saarow besucht. Um an diesem sonnigen Sonntag keine ungute Überraschung zu erleben, haben wir zuvor natürlich telefonisch reserviert und dabei Glück gehabt noch einen Tisch im Freien zu ergattern.

Es war unser erster Besuch in diesem direkt am Scharmützelsee befindlichen Restaurant, welches auch über eine Anlegestelle verfügt. Betritt man das Grundstück des Dorsches hat man die Wahl – rechts geht es zu einem Terrassen-Bereich mit überwiegender Selbstbedienung und links geht es die Treppe hinauf zum zentralen Gastraum des Restaurants, durch den man wiederum die unterschiedlichen Terrassen im Hang mit Sicht auf den See erreichen kann.

Wie so oft in Deutschland, muss man auch hier die Herzen der Mitarbeiter erst aufschließen, bevor die geballte Herzlichkeit hervortreten kann. Unsere Bedienung – eine junge Dame in der Ausbildung – hat uns einen hervorragend akkuraten und stets freundlichen Service angedeihen lassen.

Wir waren gemeinsam mit unserer 5-jährigen Tochter im Dorsch. Natürlich haben wir bereits zuvor in einigen Rezensionen gelesen das Gäste mit Kindern sich teils nicht wohl fühlten – wir haben hier und heute keine derartige Erfahrungen machen müssen. Wobei unsere Tochter, so jung sie noch ist, bereits weltweit weitreichende Erfahrungen mit gehobener Gastronomie machen konnte und daher vielleicht etwas weniger quirlig ist als ohne diese.

Netterweise wurde uns zwei Terrassen-Optionen angeboten – einmal sonnig, einmal mehr im Schatten, dies empfanden wir als sehr zuvorkommend und entschieden uns für den weniger sonnigen Tisch.

Wie stets beim ersten Besuch eines für uns neuen Restaurants orderten wir querbeet alle verfügbaren Gänge. Die Getränke sowie auch die Speisen kamen durchweg zügig auf den Tisch und der Eindruck beim Lesen der Speisenkarte bestätigte sich umgehend – hier wird mit Liebe gekocht. Die Gerichte waren sorgfältig und professionell angerichtet, man achtete auf das farbliche Zusammenspiel der Zutaten und die Größe der Portionen bewegte sich im Vergleich in etwa im Mittelfeld.

Eröffnet haben wir unseren Besuch mit einem frischen HUGO, sowie einem Rhabarber-Spritz – beide Opener waren optische so wie geschmackliche „Leckerbissen“, die uns eiskalt serviert wurden ideal zu den nachmittäglichen Temperaturen passten.

Als Vorspeisen orderten wir die gebratene Wachtelbrust auf Couscous – diese war auf den Punkt gegart, gut gewürzt, respektive abgeschmeckt mit Mango-Chutney und harmonierte exzellent mit den beigegebene Wildkräutern und „gebrannten“ Nüssen.

Zudem hatten wir den Picandou Ziegenthaler – ein sehr milder gratinierte Ziegenkäse der perfekt mit dem rote Beete Carpaccio und dem kleinen Salat-Ensemble nebst Wildkräutern, Cranberrys und ebenfalls „gebrannten“ Nüssen harmonierte.

Das Steak vom Landschwein (hier ist laut Karte etwas Duroc im Spiel) war lecker, konnte jedoch in Punkto Röstaromen nicht derart punkten, als wenn es auf einem Grill (gerne auch Gas) zubereitet worden wäre.

Es war recht fest und geschmacklich eher unauffällig, denn es fehlte deutlich der Anteil intramuskulären Fettes den es braucht, um geschmacklich wirklich hervorzustechen…vielleicht empfiehl sich hier besser Secreto als Cut.

Die Spaghetti mit Bolognese Sauce für die Kleine waren erwähnenswert gut, die Nudeln als dente auf den Punkt und die Sauce fast eine echte Bolognese. Das hat man nicht oft, dass auch die Kindergerichte derart gut zubereitet werden – mein Dank dafür.

Die Berliner Leber bestellten wir medium – was sich auf Grund der geringen Stärke der Scheiben – 3-4mm – natürlich nicht wirklich realisieren ließ. Die Leber war äußerst zart, die Apfel-Viertel von erwähnenswert guten Äpfeln und das Kartoffelpüree geschmacklich top.

Uns fehlten als gestandene Berliner im Vergleich jedoch die notwenigen Röstaromen am Fleisch und die Äpfel hätte sich in der klassischen Variante als Ringe sicherlich noch besser gemacht.

Als Nachspeisen hatten wir Eis mit frischen Erdbeeren und geschlagener Sahne sowie eine Creme Brûlée, die mit einem Macaron am Stiel gereicht wurde. Das Eis war zwar keine Erleuchtung, aber die Wahl eines lokalen Anbieters zumindest sympathisch.

Die Creme Brûlée allerdings war outstanding – sowohl die Temperatur der Creme und deren Textur selbst waren hervorragend. Sie war vor allem nicht zu süß und die Schicht des gebrannten Zuckers hauchdünn, ebenso wie auch Bocuse sein Leib-Dessert gerne genoss.

Das Preis-/Leistung Verhältnis im Das Dorsch ist für mich stimmig, der direkte Service herzlich – Hochnäsigkeit haben wir – anders als bei anderen Rezensionen – nicht wahrgenommen. Die Küche ist gut und Optimierungspotenzial findet sich immer, insbesondere dann, wenn man schon viel gesehen hat.

Wir empfehlen Das Dorsch gerne weiter (insbesondere, wenn man von der Seeseite kommen möchte), werden aber sicherlich noch mindestens einen weiteren Besuch planen, denn es waren leider nicht genug „Kapazitäten“ vorhanden um alle Gerichte zu probieren die uns die wohl sortierte Speisenkarte ans Herz zu legen versuchte…ggf. folgt dann ein Update.