TOMRA 2022 – das Interview

Zur Einleitung habe ich für Euch eine QuickInfo zu meinem Interviewpartner verfasst.

Ken Moynihan, ein gebürtiger Ire, ist seit Januar 2021 CEO von TOMRA Processed Food. Er ist ein absoluter Teamplayer und bringt mehr als eineinhalb Jahrzehnte Erfahrung in Führungspositionen in wachstumsstarken, transformativen und skalierenden Strukturen in das Unternehmen ein.

Neben seiner herausragenden fachlichen Kompetenz strahlt Ken durchweg eine positive Lebensenergie aus, die seine Teams über die Jahre zu preisgekrönten Höchstleistungen motiviert hat. Ken ist der Global Player in Person und hat in verschiedenen Kulturen in Südafrika, den USA und Neuseeland gearbeitet, gelebt und sich von ihnen inspirieren lassen. Bevor er zu TOMRA kam, war Ken CEO von Compac, dem Weltmarktführer für Frischobst-Sortiertechnologie, den TOMRA 2016 übernommen hat.

TOMRA Processed Food ist der Weltmarktführer bei der Sortierung von Kartoffeln, Nüssen, Gemüse und Trockenfrüchten. Eines von Kens gesetzten Zielen ist es, die globale Lebensmittelversorgungskette durch die Optimierung der Technologie nachhaltig zum Besseren zu verändern.

Und kulinarisch? Ken liebt alles, was frisch ist, und ist der Erste, der ein Gericht auf der Speisekarte probiert, dass er noch nie zuvor gesehen hat.

Und los geht es…

[Erik]: Hallo Ken – Mein Name ist Erik, ich betreibe den foodadvisorblog. Normalerweise schreibe ich über kulinarische Dinge, also über Hotels, Essen und solche Sachen. Aber meine erste Ausnahme, über so etwas wie Maschinen zu schreiben, die mit Nahrungsmitteln zu tun haben, war vor einigen Jahren TOMRA – und das ist auch der Grund, warum ich heute hier bin.

Einige der Dinge, die ich vor Jahren gesehen habe, haben sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt, was mein Interesse geweckt hat. Zunächst habe ich ein paar allgemeine Fragen an Dich. TOMRA hat dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch dazu. Inwieweit ist der Pioniergeist der Gründerväter heute noch im Unternehmen spürbar?

[Ken]: Dieser Pioniergeist ist nach wie vor das Herzstück von TOMRA Food. Wir sind ständig dabei, neue Lösungen zu entwickeln, bestehende Technologien zu verfeinern und bessere Wege für eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden – Lebensmittelerzeugern, -Verarbeitern und -Verpackern zu finden. TOMRA Food ist u.a. durch die Übernahme von Unternehmen gewachsen, die ebenfalls diese Eigenschaften aufweisen.

Der Pioniergeist der Gründer von TOMRA spiegelt sich in all diesen Bereichen von TOMRA Food wider – es ist derselbe Geist der Innovation, des Wachstums und der Möglichkeit, die Welt zu verbessern, der alle Bereiche durchzieht und das Unternehmen zusammenhält. Auf diese Weise befähigen wir unsere Kunden, die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten, den Ertrag und den Wert zu maximieren, eine gleichbleibende Produktqualität zu erzielen und die Lebensmittelverschwendung zu minimieren.

[Erik]: Wie haben sich die letzten drei Pandemiejahre auf Eure Unternehmungen ausgewirkt? Und gewinnt die Branche jetzt wieder spürbar an Schwung?

[Ken]: Wir haben Gegenmaßnahmen hinsichtlich der Reisebeschränkungen und dem fehlenden sozialen Miteinander ergriffen, indem wir für unsere Kunden mehr aus der Ferne tun. Wir haben unseren Remote-Service-Support ausgebaut und Live-Online-Maschinendemonstrationen eingeführt, die auch heute noch verfügbar sind.

Ich würde sagen, dass die Dynamik während der gesamten Pandemie vorhanden war, sie hat sich nur verschoben. Die Verlagerung von Lebensmitteldienstleistungen zum Einzelhandel war während der Pandemie signifikant; jetzt sehen wir eine Rückkehr in Richtung dieser Dienstleistungen, sie kommen wieder in Schwung.

[Erik]: Haben sich die Märkte aus Deiner Sicht verändert oder verlagert? Ich würde also gerne wissen, ob sich das Geschäft jetzt mehr nach Asien oder Australien verlagert hat und sich weniger in Europa abspielt, sprich hat sich das Geschäft verschoben?

[Ken]: Die Märkte verändern sich, aber nicht wegen der Pandemie. In vielen Entwicklungsländern gibt es eine langfristige Verschiebung, da die verfügbaren Einkommen steigen und die westliche Ernährungsweise immer beliebter wird. Dies zeigt sich in einer größeren Nachfrage nach Fast Food und Fertiggerichten zu Hause. Außerdem werden sich die Verbraucher in vielen Ländern der Welt zunehmend der Bedeutung der Nachhaltigkeit bewusst.

Die Einzelhändler haben auf die Erwartungen der Verbraucher reagiert, und diese wiederum erwarten von ihren Lieferanten, dass sie nachhaltige Geschäftspraktiken anwenden.  Außerdem ist der Anteil des Haushaltseinkommens, der für Lebensmittel ausgegeben wird, stark angestiegen und wird sich von 2017 bis zum nächsten Jahr (2023) voraussichtlich fast verdoppeln.

Mit dem zusätzlichen Kriegsdruck, der jetzt auf global gehandelten Rohstoffen und Betriebsmitteln wie Düngemitteln lastet, werden wir in den kommenden Jahren wahrscheinlich weitere bedeutende Veränderungen und Herausforderungen erleben.  Die Sicherstellung einer möglichst effizienten Lebensmittelversorgung wird immer wichtiger werden.

[Erik]: Inwieweit hat sich das neue Branding, d.h. die Unterteilung in TOMRA Processed Food und TOMRA Fresh Food, für Euch bemerkbar gemacht?

[Ken]: Die wichtigste Veränderung ist, dass es eine großartige Geschichte ist, um unseren Kunden zu vermitteln, wer wir sind und ihnen aufzuzeigen welchen Weg der Partnerschaft wir mit ihnen gehen um Herausforderungen zu bewältigen; es fängt unser Erbe ein und zeigt, wohin TOMRA Food als ein Führer der Ressourcenrevolution geht.

Wenn man die Geschichte von TOMRA Food erzählt und unseren Kunden die Stärke des gesamten Unternehmens erklärt, haben sie sofort Vertrauen in uns und unsere Fähigkeit, ihnen dabei zu helfen, ihre eigenen Unternehmen effizienter, nachhaltiger und letztendlich profitabler zu machen. Das ist eine großartige Geschichte, die wir jeden Tag leben.

[Erik]: Okay. Für die Kunden ist es sicherlich auch einfacher, den Ideen des Unternehmenssegments zu folgen, das sie betrifft, als es vorher mit TOMRA als Agglomerat der Fall war. Die Umstrukturierung hat es sicherlich auch einfacher gemacht, sich auf Veränderungen zu konzentrieren?

[Ken]: Operativ gibt es jetzt zwei Geschäftsbereiche, TOMRA Fresh Food und TOMRA Processed Food, jeder mit seinem eigenen Fachwissen und seinen Lösungen. Wir sind zwei Teile von TOMRA Food, und wir verbinden uns, um unser Fachwissen und unsere Talente in beiden Bereichen dort einzusetzen, wo es Sinn macht. So können wir unsere Größenordnung und unsere Ressourcen in allen Aspekten unseres Geschäfts nutzen, ohne die Kundennähe zu verlieren, die entscheidend ist, um unseren Branchen einen echten Mehrwert zu bieten.

[Erik]: Wann entstand die Idee für den TOMRA 5C und was war die treibende Kraft hinter dieser Innovation?

[Ken]: Die Kernkompetenz von TOMRA liegt in der Sensortechnologie: Wir nutzen die neueste Technologie über eine Reihe von Sensoren, um alles über jedes einzelne Lebensmittel zu wissen und auf der Grundlage dieser umfassenden Informationen eine Entscheidung für jedes einzelne Lebensmittel zu treffen.

Die TOMRA 5C war ein logischer Schritt nach vorn, da es die aller neueste Sensortechnologie mit den Fähigkeiten einer unserer bestehenden Freifall-Sortierplattformen verbindet, also war es ein naheliegender Schritt für uns. Die TOMRA 5C entspricht einem großen Bedürfnis des Marktes, verschiedene Arten von Defekten und Herausforderungen bei einer Reihe von Produkten zu erkennen – sei es gefrorenes Gemüse, Nüsse oder eine breite Palette anderer Lebensmittel.

[Erik]: Aus meiner Sicht ist die TOMRA 5C so etwas wie ein Meisterwerk, vor allem, weil sie so kompakt ist. Man kann sehr viel damit machen und sie sieht zudem noch schick aus. Vor allem die Datenverarbeitung in Kombination mit der ausgefeilten Sensorik bietet eine Menge Möglichkeiten. Das macht diese Innovation irgendwie sexy.

[Ken]: Ja, es steckt eine außergewöhnliche Menge an Technologie in dieser Maschine, die hochauflösende Laser mit TOMRAs innovativer biometrischer Identifikationstechnologie kombiniert. Das bedeutet, dass jedes Objekt, das die Linie passiert, nicht nur auf seine Farbe und Form, sondern auch auf seine biologischen Merkmale hin überprüft wird. Niemand sonst verfügt über diese Technologie.

[Erik]: TOMRA Processed Food spricht von biometrischen Merkmalen oder dem „Fingerabdruck“ von Obst und Gemüse – was genau meint Ihr damit und was ist das Besondere daran?

[Ken]: Die biometrische Signatur besteht aus den verschiedenen chemischen Verbindungen, aus denen ein Lebensmittel besteht und die auf unterschiedliche Weise auf elektromagnetische Stimulationen reagieren. Wir sind in der Lage, diese Unterschiede bei hoher Geschwindigkeit zu erkennen und zu verstehen, bei Durchflussraten von vielen Tonnen pro Stunde. Auf diese Weise können wir wirklich anfangen, spezifisch zu unterscheiden.

Selbst wenn zwei Teile für unser Auge fast identisch aussehen, können wir feststellen, wie unterschiedlich diese Teile beschaffen sind. Das ist eine Sensortechnologie, die es nur bei TOMRA gibt. Dahinter steckt eine intelligente Softwareplattform, mit der man das Verhalten des Geräts ändern und die Lebensmittel exakt so trennen kann, wie man es braucht.

[Erik]: Handelt sich dabei auch um ein eigenständig lernendes System?

[Ken]: Es ist nicht wirklich selbstlernend, aber es nutzt die neuesten KI-Techniken, um zu lernen, wie man sortiert.  Man muss der Maschine anhand von Beispielen beibringen, was sie tun soll. Die Sortierfunktion ist bereits vor eingestellt, und man kann der Maschine darüber hinaus beibringen, wie man dann sortieren möchte.

Das ist wirklich wichtig, denn die eingehenden Materialien können sehr unterschiedlich sein. Innerhalb eines Tages und einer bestimmten Region können sich die Eigenschaften des eingehenden Produkts plötzlich ändern, und darauf muss man schnell und präzise reagieren können. So kann man der Maschine im laufenden Betrieb anhand von Beispielen beibringen, dass man anders sortieren möchte.

[Erik]: Ich fand sehr interessant, was mir einer Deiner Kollegen vorhin erzählt hat, nämlich dass es Situationen geben kann, in denen man fast identisch aussehendes Sortiergut hat, von dem ein Teil giftig sein kann und deshalb natürlich komplett aussortiert werden muss.

Zudem wäre es natürlich eine feine Sache, wenn die Maschine gleichzeitig auch herausfinden könnte, ich weiß, dass TOMRA dafür schon Sensoren hat, wie süß einzelne Früchte sind. Aber aufgrund der hohen Sortiergeschwindigkeit in der 5C wird das sicher schwierig sein, oder? Eine sequenzielle Beprobung wäre hier sicher sinnvoll, denn die Qualität und Süße der Früchte schwankt sicher mit den Lieferungen der Obstbauern, die man durch solche Tests im Blick behalten könnte.

[Ken]: Ein Beispiel: Wenn man diese drei Stück Obst hier nimmt – einen Apfel, eine Birne und eine Mandarine – können wir den Zuckergehalt, die Süße, von allen dreien in Echtzeit bestimmen; das muss man nicht in einem Labor machen. Wir können jedes dieser Produkte auf seinem Weg durch die Produktionslinien erfassen und den Brix-Wert [Saccharose] bestimmen.

[Erik]: Und keiner Eurer Mitbewerber kann das?

[Ken]: Diese spezielle Technologie gibt es schon seit einiger Zeit, aber die Fähigkeit, dies zuverlässig und konsistent mit hoher Geschwindigkeit zu tun, ist der Kern dessen, wer wir sind und was wir tun – damit man die genaueste und konsistenteste Produktqualität für die Kunden erreicht.

[Erik]: Inwieweit konntet Ihr Aspekte wie Fernwartung, Prozessfernüberwachung und das Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe während der Pandemie weiterentwickeln?

[Ken]: Die Pandemie hat einen Weg beschleunigt, den wir bereits eingeschlagen hatten, um unsere Kunden aus der Ferne zu unterstützen und zu helfen.

Ein Beispiel dafür ist die Verbindung zu einer Maschine, um ein Problem zu diagnostizieren, was während der Pandemie eine absolute Notwendigkeit wurde. Wir waren sogar in der Lage, einige große Installationen vorzunehmen, bei denen wir keine Techniker vor Ort hatten: Wir stellten eine Verbindung her und unterstützten die Mitarbeiter vor Ort, die die Maschinen noch nie zuvor gesehen hatten, aus der Ferne, und sie konnten die Anlagen rechtzeitig vor der Saison in Betrieb nehmen. Diese Expertise lag bereits vor und wurde Zusehens optimiert. So war TOMRA in der Lage, während der gesamten Pandemie pünktlich und vollständig zu liefern.

Ein weiteres Beispiel ist die Verbindung zu den Maschinen und die Möglichkeit, Daten von ihnen zu extrahieren. Viele unserer Kunden haben nicht mehr nur eine oder zwei Maschinen, sondern 25 oder 30, und sie wollen die Konsistenz der Produkte, die sie in mehreren Werken weltweit herstellen, sehen und verstehen können. Sie wollen die Qualität des Eingangs und des Endprodukts sehen, eine gleichbleibende Qualität gewährleisten und dann die Informationen an die Erzeuger und den Markt weitergeben, damit sie ihre Produkte entsprechend verkaufen können. Dieser Ansatz war bereits seit Längerem Gegenstand unserer Entwicklung und diese wurde durch die Pandemie zusätzlich beschleunigt.

[Erik]: Ich empfand die Demonstration Eurer Online-Support- und Schulungslösung als sehr interessant und zielführend. An Eurer Stelle, würde ich diesen Ansatz definitiv weiter optimieren, unabhängig davon, ob die Pandemie zu Ende geht. Denn was ich persönlich in der Pandemie gelernt habe, ist, dass Online-Meetings – zum Beispiel ein Zoom- oder MS-Teams-Meeting – viel produktiver sein können als reale Meetings – ganz zu schweigen von Faktoren wie Reisekosten.

Man muss nicht so viel über Nebensächlichkeiten reden, sondern kann sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Und ich denke, Eure Kunden wissen diese Art von Hilfe und Unterstützung zu schätzen. Bietet Ihr auch verschiedene Wartungsstufen an, wie zum Beispiel „Bronze/Silber/Gold“ – das wäre doch ein ausbaufähiges Konzept, oder?

[Ken]: Ja, es gibt Kunden, die sehr gut alleine zurechtkommen, die wissen wollen, wie sie sich selbst verwalten können und die Dinge auf ihre Weise erledigen. Die meisten Kunden wünschen sich mehr Unterstützung, vor allem wenn sie größere Installationen mit mehreren Maschinen betreiben. Sie kennen ihr Geschäft besser als jeder andere, aber wir haben Tausende von Installationen, wir kennen die Maschinen und ihre Möglichkeiten besser als jeder andere.

Wir bringen also diese beiden Arten von Fachwissen zusammen. Wir helfen den Kunden, ihre Geschäftsziele zu erreichen, aber wir sagen ihnen nicht, wie sie ihr Geschäft führen sollen – das wissen sie selbst, und wir helfen ihnen beim technischen Teil der Maximierung dessen, was die Geräte für sie tun können.

[Erik]: Es könnte also eine Art Nebengeschäft daraus resultieren.

[Ken]: Ganz genau. Aber wir befinden uns alle in der Anfangsphase einer neuen Ära der Digitalisierung und Vernetzung, und in Zukunft könnten und sollten wir noch viel mehr tun.

Ein Lebensmittel-Verarbeiter könnte eine Stunde lang mit einem unserer Experten zusammenarbeiten, und dann könnte dieser Experte den ganzen Tag über vom nächsten Kunden zum nächsten Kunden gehen, ohne in ein Flugzeug steigen und um die Welt reisen zu müssen.

[Erik]: Es ist eine Win-Win-Situation. Du lernst von ihnen und sie lernen von dir.

[Ken]: Auf jeden Fall, und das ist die Partnerschaft und wie wir zusammen wachsen!

[Erik]: Ich denke, dass Nachhaltigkeit und die Erhaltung von Ressourcen etwas sind, worüber jedes Unternehmen, das mit Lebensmitteln handelt, nachdenken sollte. Unsere Vorfahren wussten schon vor Jahrhunderten, wie sinnvoll es ist, alles zu nutzen, was zum Beispiel ein Nutztier zu bieten hat – hier wurde nichts weggeworfen.

Heutzutage steht das Wissen um den Respekt und die moralische Verpflichtung zu nachhaltigem Handeln natürlich noch mehr im Vordergrund, denn Ressourcen sind oft endlich und nachhaltiges Handeln ist eine Frage des Images eines Unternehmens.

Vor vielen Jahren wurde in Deutschland der Beruf des Ver- und Entsorgers etabliert. Diese Berufsgruppe hatte und hat die Aufgabe, die vermeintlichen Abfallprodukte eines Produktionsprozesses einer sinnvollen und im Idealfall gewinnbringenden Verwendung zuzuführen – also zu überlegen, was man mit den Dingen, die übrig bleiben, machen kann. Im Falle der Obstproduktion und -Sortierung können dies die Stiele der Früchte sein, die einer weiteren Verwendung zugeführt werden.

Eine interessante Kooperation gab es in Deutschland zum Beispiel in Bezug auf das verbrauchte, feuchte Kaffeepulver, wie es täglich in den vielen Kaffeeketten anfällt. Hier haben einige innovative Köpfe die Idee ins Leben gerufen, es in Tetra Paks abzufüllen und versetzt mit Pilzsporen und ökologisch versiegelt an den Endverbraucher zu verkaufen. Diese öffnen das Ganze zu Hause, damit Luft eindringen kann, fügen bei Bedarf etwas Wasser hinzu und haben dann im Handumdrehen erntefische Pilze ihrer Wahl in der eigenen Küche.

[Ken]: Absolut, es gibt eine außerordentliche Menge an Verschwendung im System. Im heutigen globalen System nehmen die Menschen die am niedrigsten hängenden Früchte, den einfachsten Ertrag, und ziehen dann weiter. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, welche Ressourcen genutzt werden können und wie, da die Bevölkerung boomt und die Mittelschicht auf der ganzen Welt wächst, wir nur eine Welt haben und das meiste Ackerland bereits genutzt ist. Wie kann man die Menschen ernähren? Wie stellt man sicher, dass man die Nachfrage nach Lebensmitteln befriedigen kann?

[Erik]: Es ist interessant, denn vor 100 Jahren oder sogar vor 1000 Jahren haben unsere Vorfahren nachhaltig gehandelt. Offensichtlich haben wir auf dem Weg in die heutige Zeit irgendwie die Fähigkeit verloren, so zu handeln, und jetzt brauchen wir diese wieder.

[Ken]: Absolut, während wir die Industrialisierung fortsetzen, hat die erste Welle die am niedrigsten hängenden Früchte genommen. Und jetzt kommen wir durch den Zyklus zurück und finden viel mehr Wert durch intelligentere Technologie und effektivere, nachhaltige Praktiken.

[Erik]: Danke, Ken – dies waren meinen vorerst letzten Fragen an Dich. Es waren ein paar mehr, als ich mir im Voraus notiert hatte, aber das Interview mit Dir war informativ und hat mir viel Freude bereitet.

Deine Offenheit und direkte und erfrischende Art haben sicherlich dazu beigetragen, dass es so unterhaltsam war. Ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg auf der FRUIT LOGISTICA und werde jetzt die Gelegenheit nutzen, um im Anschluss ein paar Schnappschüsse von Euren Maschinen zu machen. Besonders natürlich von den blauen Flügeltüren – fast wie bei den alten Mercedes-Benz SL Modellen – der TOMRA 5C.

[Ken]: Danke Erik, es war mir ein Vergnügen – also mach die Fotos und hinterlasse uns bestenfalls ein paar deiner innovativen Ideen. Aber warte mal, als versierter Food-Blogger kannst du uns doch sicher einen Tipp geben, wo man heute Abend am besten in der Stadt essen kann?

[Erik]: Heute Abend? Ich habe natürlich ein gutes Steakhaus für Euch im Sinn, aber ehrlich gesagt gehe ich davon aus, dass Ihr heute im Rahmen der Messe sicher nicht richtig Essen gehen könnt. Aber wir können ja für Euren nächsten Besuch in Berlin etwas planen. Bis dahin, alles Gute für Dich und bleib gesund!

[Ken]: Das stimmt wohl, dann gerne beim nächsten Mal. Vielen Dank Erik und auf bald!

[Erik]: Ich würde mich freuen – wir sehen uns!

Dieses Interview fand am 6. April 2022 auf der FRUIT LOGISTICA 2022 in Berlin statt. ©foodadvisorblog

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