Chefs Warehouse & Canteen in Kapstadt war eines der kulinarischen Highlights auf unserer Reise. Wie so oft war es dem Zufall geschuldet, dass wir diesen Ort „gefunden“ haben. Wir waren in Kapstadt unterwegs und kamen gerade von der Autovermietung. Eigentlich war der Plan hiernach eines der hochgelobten Steakhäuser der Stadt zu besuchen – das NV-80 Grill & Bar – aber es war erst kurz nach fünf Uhr nachmittags und wir hatten offenbar nicht ausreichend gefrühstückt -zumindest wies uns ein leichtes Hungergefühl an mal zu schauen was es denn so in der direkten Umgebung der Autovermietung an Restaurants gibt die bereits geöffnet waren.
Soweit ich mich erinnere war es diesmal nicht Google Maps, was uns dazu bewegte das Chefs Warehouse zu besuchen, sondern ganz klassisch der „Tipp vom Typen auf der Straße“. Man sagte uns das dieses Lokal eigentlich mehr ein Geschäft wäre, wo Chefköche Equipment und Zutaten kaufen würden, aber wir sollten es ruhig mal versuchen – vielleicht ist dort bereits geöffnet und einen kleinen Imbiss gäbe es dort sicherlich…
Man soll natürlich nicht jedem den man auf der Straße fragt Glauben schenken – in diesem Falle war es aus kulinarischer Sicht aber ein besonderer Fingerzeig! Als wir eintraten wussten wir was der Typ meinte, die Regale waren gefüllt mit allerhand Gewürzen, reichlich Saucen, guten Ölen und feinen Essigsorten. Darüber hinaus gab es auch besagtes Equipment wie Messer, Siebe, Töpfe, Pfannen und vieles mehr was mein Koch-Herz höher schlagen ließ.
Es gibt im wohl in und um Kapstadt bereits drei Orte die unter „Chefs Warehouse“ laufen – wir waren in dem in der Bree Street Ecke Short Market Street.
Die Räumlichkeit war inmitten des Warehouse-Angebotes rustikal mit Holztischen und Bänken versehen worden – nichts am Ambiente erinnerte hier wirklich an eine Kantine, aber offenbar ist der Begriff hier anders zu verstehen. Dort wo beliebige Leute gerne ihre Pause verbringen, um etwas zu essen ist es in Südafrika dann bereits eine „Canteen“… Wir ließen uns direkt an einem Fenster mit Blick auf die Straße nieder.
Die Bedienung hat uns herzlich empfangen, aber gleichzeitig auch darauf hingewiesen, das wir doch recht früh wären (der Warenverkauf läuft zwar den ganzen Tag – aber Essen gab es erst am späten Nachmittag) – als dann klar wurde das wir „nicht aus der Stadt“ sind, sondern von „weit, weit weg“ kamen, war das erste Angebot an die Jungs aus Deutschland „You guys wanna grab a beer first, right?“.
Hierauf bekamen wir erst einmal jeder ein Windhoek Premium Draught – wie man uns stolz versicherte nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Das Bier war kühl und lecker, aber wir waren ja mit dem Auto dort, also war nach Nummer eins leider Schluss und wir stiegen im Verlauf des Essens auf Mineralwasser um.
Was die Auswahl der Speisen anging verließen wir uns auf den Ratschlag unserer Bedienung – es gab Südafrikanische Tapas! Davon hörten wir zwar zum ersten Mal, aber wir sollten im positivsten Sinne optisch wie geschmacklich überrascht werden.
Zum Anfang stellte man uns ein metall-eingefasstes Holzbrett mit drei Tellern und Stäbchen auf den Tisch. Die Portionen waren überschaubar und mit viel Liebe auf unterschiedlichem Geschirr angerichtet worden.
Auf dem ersten Teller fanden sich kleine panierte und ausfrittierte Baby Oktopusse mit frittiertem Schweinebauch, frischer Gurke und sauer eingelegten Zwiebelringen. Garniert war das Ganze mit etwas frischem Koriander, Ringen von der Frühlingszwiebel, ein paar Blüten und kleinen „Häufchen“ einer braunen Creme. Alles hatte einen sehr knackigen, gleichzeitig aber auch zarten Biss und die leichte Säure der Zwiebeln passte hervorragend zu der leicht süßen und dennoch würzigen Creme – ein gelungener Auftakt was Geschmack und Texturen anging.
Der zweite Teller war deutlich klassischer, hier gab es auf den Punkt gegarten Lachs kombiniert mit frischem Sashimi vom Lachs und darauf Rogen. Das Ganze war mit zweifarbigem essbaren Klee, Ringen von der Frühlingszwiebel, fein geschnittenem Spinatblättern, Gurke und einer leichten Vinaigrette angerichtet. Durch die Kombination der zwei Lachszubereitungen war dies ein sehr erfrischendes Gericht.
Bei Teller Nummer drei handelte es sich um Thunfischsteak, welches zuvor in zylindrischer Form ausgestochen, lediglich leicht von außen gegart und dann in drei Scheiben geschnitten auf den Teller gebracht wurde. Darauf fand sich je Scheibe etwas Tomate mit Zwiebeln – so wie man es für Bruschetta verwendet, nur ohne die Kräuter – ein paar Zuckererbsen-Triebe und mit Sepia Tinte schwarz gefärbte Creme. Zusätzlich war als Gimmick etwas granulierte essbare Kohle darüber gegeben worden – diese war geschmacklich unauffällig, aber interessant.
Als nächstes kamen wieder ein Teller und ein kleiner unscheinbarer Topf auf den Tisch. Auf dem Teller fanden sich glasig gebratene „Schiffchen“ von der Zwiebel, mit gebratenen Scheiben Blumenkohl und Rosinen auf einem Bett aus einer angedickten Creme freche Masse.
Das Ganze war angerichtet mit einem grünen aromatisierten Öl, Schnittlauch und wiederum essbarem Klee – ein vollkommen vegetarisches Vergnügen und sehr lecker.
Geschmacklich und optisch war bis dahin alles sehr beeindruckend – das Risotto allerdings, sprengte den Rahmen. So unscheinbar wie es da stand, hätte man nicht erahnen können welche Bandbreite an Aromen und Texturen dieses in sich hatte. Garniert mit etwas gehobelter Mandel, ein wenig Klee und wildem Brokkoli, wirkte es eher etwas verhalten.
Als wir probierten schmolzen wir dahin – das Risotto war auf den Punkt gegart, der Reis noch leicht Bissfest mit eigenem Aroma, leicht durchzogen von einem guten Käse und hier und da ein Stückchen des sehr leckeren Brokkoli – perfekt abgeschmeckt und sicher wäre jede italienische Mamma damit mehr als zufrieden gewesen.
Kaum hatten wir das Risotto verputzt kamen auch schon die nächsten drei Teller -wiederum alle ein kleiner Augenschmaus.
Begonnen haben wir mit einem Stück gebratenem Schweinebauch – dieser war so zart, das er sicher lange Zeit in einem Sous Vide Bad verbracht hatte bevor er scharf angebraten wurde. Das Stück war gebettet auf etwas Hirse, die mit Schnittlauch und Chili versetzt war und oben drauf fand sich ein ausfrittierter Streifen Kruste nebst ein paar Sprossen. Auf dem Fleisch lag ein leichter Film eines Rotwein-Jus und daneben zwei kleine Portionen einer dunklen Creme – woraus diese bestand wollte man uns nicht verraten, aber sie schmeckte. Insgesamt ein bodenständiges, ja fast europäisches Gericht.
Beim nächste Teller handeltes es sich wiederum um Oktopus – diesmal in Form einer kalten Terrine, in vier zarte Scheiben geschnitten und mit Koriander, grünen aromatisierten Öl, Gurke, Schnittlauch und wiederum essbarem Klee angerichtet – optisch sehr schön, jedoch für mich von allen Gerichten das „Schwächste“ – wenn man das bei diesem Menü überhaupt sagen darf.
Nun kam das aus meiner Sicht „Schönste“ Gericht dran. Zwei panierte, handgeformte und frittierte Teile, gefüllt mit Schweinefleisch, jeweils versehen mit etwas Jus und ein wenig eingelegtem grobem Senfkörnern. Das Ganze eingefasst von feinen Erbsen, jungen Zuckererbsen-Trieben, gebratenen Speckwürfeln und liebevoll verteilten Häufchen grünen Erbsen-Mousses, welches den Namen geschmacklich auch verdiente. Ein optisches Vergnügen, gerade so als wäre das Gericht so gewachsen – geschmacklich einwandfrei.
Zu guter Letzt teilten wir uns noch etwas Süßes – in diesem Falle eine Limonen Creme, garniert mit etwas Abrieb von der Limonen Schale, ein paar Pistazien, Brombeeren und einer Süßkirsche. Dazu gab es eine Cassis-Sauce, die perfekt mit der sehr erfrischenden Creme harmonierte.
Dann war das kulinarische Feuerwerk beendet und wir „pappsatt“ und äußerst zufrieden.
Von mir gibt es nach den Erfahrungen die ich mit dem Chefs Warehouse machen durfte eine klare Empfehlung an Euch dieses Restaurant zu Besuchen solltet Ihr mal in der Stadt sein.
Mir ist natürlich nicht entgangen, das es auf einigen Bewertungsportalen äußerst schlechte Bewertungen zum Chefs Warehouse gibt – wenn man zwischen den Zeilen liest stellt man jedoch schnell fest, das die Gäste aus Frust heraus eine ungerechte Kritik hinterlassen haben. Besonders auf Google Maps sparen Leute teils nicht mit unangemessenen Begrifflichkeiten – schaut man genauer, haben diese meist nur eines oder sehr, sehr wenige Restaurants reviewed – auch dies sagt viel aus.
Wir hatten einen sehr angenehmen Aufenthalt im Chefs Warehouse. Wir wurden von den Speisen und dem Ort an sich überrascht, was sicher einen Teil unserer positiven Erfahrung ausmacht. Das Konzept eines vorgegebenen Menüs funktioniert nur wenn man sich darauf einlassen möchte, und auch das Ambiente ist nicht das, des „üblichen“ Sterne-Restaurants. Kommt man also mit einer besonderen Erwartungshaltung zum Chefs Warehouse kann ich mir auch vorstellen, dass man es dort nicht so toll findet.
Anders aber beim Essen – die Speisen waren durchweg von bester Qualität und mit viel Sorgfalt und Liebe gekocht und angerichtet worden – ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier derartige Schwankungen geben soll, wie diese teils beschrieben wurden. Dies muss auch vielen anderen so gehen, denn trotz einiger schlechter Bewertungen hat das Chefs Warehouse noch immer 4,5 Sterne von 5 auf Google Maps, und das ist sicher nicht schlecht.
Warum erwähne ich dies – ich möchte, dass wenn Ihr in Kapstadt seid und Euch entscheiden solltet das Chefs Warehouse zu besuchen wisst, was Euch in etwa erwartet. Die Meinungen zu Restaurants sind vielfältig und stets subjektiv – ich schreibe auf foodadvisor.de im Grunde nur über meine positiven Erfahrungen.
Die Menge an Lebenszeit die man bei einem schlechten Essen verschwendet hat, sollte nicht noch dadurch verdoppelt werden, dass man danach auch noch darüber schreibt. Natürlich habe auch ich schon negative Reviews verfasst – hier lag mein Antrieb jedoch stets darin begründet andere vor Schaden oder schrecklichen Erfahrungen zu bewahren – dabei bin ich jedoch stets sachlich geblieben und konnte oft der miesesten Spelunke noch mindestens einen positiven Aspekt abringen – entscheiden müsst Ihr immer selbst.