Tasos Andriotis ist einer der bekanntesten Köche Griechenlands. Erst vor wenigen Tagen erhielten er und sein Team in Thessaloniki den Award of Modern Greek Cuisine 2022. Das Team wurde für seine Leistungen um das Restaurant Rose Garden in Moraitika auf Korfu geehrt.
Tasos ist ein echter Teamplayer und bringt das Quäntchen Ruhe und Gelassenheit mit, dass man als Koch braucht – außerdem teilt er gerne sein Wissen und ist immer offen für neue Inspirationen. Nur mit dieser Einstellung ist es heutzutage möglich, eine so kontinuierliche und letztlich preisgekrönte Teamleistung zu erbringen.
Tasos kann auf viele Gold- und Silbermedaillen verweisen – er ist ein Koch, der vor allem korfiotische Traditionen zelebriert, aber auch immer wieder an Fusionsaspekten interessiert ist. Neben seinem viel beachteten Restaurant ist er Küchenchef im Angsana Corfu und damit kulinarisch für alle Restaurants des Hauses verantwortlich.
Natürlich habe ich die Gelegenheit unseres Treffens genutzt, um einige Fragen zu Tasos Karriere und seiner Liebe zum Kochen zu stellen.
[Erik]: Tasos, wann hat deine Liebe zum Kochen begonnen?
[Tasos]: Ich habe schon immer gerne gekocht. Solange ich mich erinnern kann, habe ich meiner Mutter geholfen, den täglichen Tisch zu decken, und später habe ich für die Familie gekocht. Auch während meines Militärdienstes war ich Koch – im Grunde koche ich schon immer, denke ich!
[Erik]: Wer hat dich inspiriert?
[Tasos]: Ich wurde von meiner Mutter, den anderen Frauen in meiner Familie und den Nachbarn inspiriert, die wildes Gemüse und wilden Spargel suchten, Eier sammelten, Käse für die Familie herstellten oder auch von den Männern, die auf die Jagd gingen.
Mein Vater brachte mir bei, wie man fischt und Garnelen aus dem See Korrision (einer Lagune) sammelt, wie man Meerfenchel putzt und zu welcher Jahreszeit man ihn am besten sammelt.
Mein Onkel und meine älteren Cousins brachten mir bei, wie man mit dem Speer Tintenfische fängt. Das alles ist immer noch sehr faszinierend für mich. Die Natur stellt uns alles zur Verfügung, was wir brauchen, und im Gegenzug sollten wir ihr Respekt zollen.
[Erik]: Wo und wie lange wurdest du ausgebildet?
[Tasos]: Ich wurde in Athen ausgebildet und habe einige Kochschulen besucht. Ich habe sowohl in Griechenland als auch im Ausland mit großen Köchen zusammengearbeitet und bilde mich immer noch in neuen Techniken und Methoden fort, wenn diese verfügbar werden.
[Erik]: Was sind Ihre Lieblingsgerichte (Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise)?
[Tasos]: Ich entscheide mich eigentlich nicht für ein bestimmtes Gericht. Ich esse gerne saisonale und auf jeden Fall lokale Produkte, wo immer ich bin. Das unterstütze ich auch in meiner Küche. Wir verwenden lokale und saisonale Produkte, die mit Liebe und Respekt behandelt werden.
[Erik]: Was sind deine Ziele für die Zukunft?
[Tasos]: Mein persönliches Ziel ist es, die korfiotische Gastronomie zu fördern und Korfu zu einer kulinarischen Destination zu machen. Wir haben so viel zu bieten, aber wir müssen viel härter arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen.
[Erik]: Wann wird Dein Restaurant – der Rosen Garten – einen Michelin-Stern bekommen?
[Tasos]: Ein Michelin-Stern wäre ein wahr gewordener Traum. Es würde auch viele Standards für die ganze Insel erhöhen. Wer weiß, vielleicht eines Tages!!!
Natur & Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit, Kochen mit saisonalen Zutaten und kulinarische Naturverbundenheit sind Tasos ein besonderes Anliegen. Er ist und war schon immer von der Natur der Insel inspiriert, weshalb viele seiner Kreationen den Charakter von Korfu widerspiegeln. Durch seine Partnerschaften mit lokalen Landwirten, Milchbauern und Fischern hat er immer Zugang zu den frischesten Zutaten, sei es vom Feld, aus dem Garten oder aus dem Meer.
Nicht nur aus Leidenschaft unterhält Tasos auch einen eigenen kleinen Bauernhof – hier kann er selbst Neues ausprobieren und sein Restaurant, den Rosen Garten, mit frisch geernteten Kräutern, Gemüse, essbaren Blumen und Früchten versorgen. Zugleich bewahrt er dabei einem traditionellen Bauernhof im Familienbetrieb und fördert eine voll ökologische, d.h. biologische Herangehensweise – was will man mehr.
Ich ziehe meinen Hut vor so viel persönlichem Engagement, um die Fahne der korfiotischen Gastronomie und der Nachhaltigkeit gleichzeitig hochzuhalten. Dass für die kulinarische Leitung eines 5-Sterne-Hotels da noch genügend Zeit übrigbleibt, zeugt von einem festen Willen, sich weiterzuentwickeln und dass dies ohne ein gutes und zuverlässiges Team nicht möglich wäre.
Zu guter Letzt muss ich noch erwähnen, dass ich die Chance ergriffen hatte, für Tasos im Angsana Corfu etwas zu kochen, nämlich einen Yam Nua (thailändischer Rindfleischsalat) – für ihn also mal etwas völlig anderes.
Wie Ihr wisst, koche ich stets gerne, aber für einen Koch von Tasos’ Kaliber war dies für mich eine echte Herausforderung – und was soll ich sagen, er hat es genossen und „der Tag gehörte mir“.