An diesem Wochenende war es soweit – ich habe den neuen (Berliner) Feiertag zum Anlass genommen, um mich auf einen mir noch unbekannten Rotwein einzulassen. Bei dem Fläschchen was ich ergattert hatte, handelt es sich um einen echten BIO-Wein, den LaSelva MORELLINO di Scansano DOCG 2018.
Die Flasche kommt bereits im „neuen Kleid“ daher – wobei das neue Design der LaSelva BIO Weine schlicht und bodenständig gehalten ist. Dieser italienische Wein stammt aus der toskanischen Maremma, die bereits weit über die Grenzen Italiens für ihre guten Tropfen bekannt ist.
In der Cantina LaSelva keltern die Profis unter der Leitung der Winzer Roland Krebser und Giulio Serafinelli nun bereits seit 20 Jahren – letzterer tritt dieses Jahr nun in Krebsers Fußstapfen – an einem eigenen Sortiment moderner, veganer und von Naturland zertifizierter Bio-Weine. Diese Weine haben ausbaubedingt einen sehr geringen Schwefelanteil und werden überwiegend aus lokalen Traubensorten wie der Sangiovese-, der Ciliegiolo-Traube oder auch der wiederentdeckten Rebsorte Pugnitello gewonnen.
Da die Produktionsmenge des MORELLINO di Scansano DOCG 2018 lediglich um die 30.000 Flaschen pro Jahrgang aufweist, ist man gut beraten, sich stets rechtzeitig ein paar Flaschen davon zurück zu legen. Der MORELLINO wird gute acht Monate lang in großen Edelstahltanks und im Anschluss für weitere drei Monate in der Flasche ausgebaut. Laut LaSelva ist der MORELLINO gut fünf bis sechs Jahre lagerfähig – wobei er so lecker ist, das dies sicher schwierig wird.
Der Name des Weines rührt übrigens aus dem Umstand hervor, dass die „betagte“ Sangiovese („Blut Jupiters“) Traube im Süden der Toskana Sangiovese Morellino genannt wird. Auch wenn bisher auf Grund vieler widersprüchlicher Erkenntnisse die genetische Herkunft der Sangiovese-Traube nicht abschließend geklärt werden konnte, ist diese Traube Basis vieler toskanischer Weine.
Der Wein dieser Trauben zeichnet sich durch eine hellrote Farbgebung, einen hohen Anteil an Tanninen sowie eine kräftige Säure ([g/l] 5,03) aus. Aromen, die man der Sangiovese-Traube zuspricht, sind vor allem die roten Früchte. Hier treffen neben den Aromen Kirsche, Preiselbeere, Brombeere, Holunder & Pflaume auch Vanille, Veilchen bis hin zu Leder aufeinander.
Die zugeschlagenen 10% der Merlot Traube befördern das Rubinrot des MORELLINO von LaSelva zusätzlich. Hierbei „verdoppelt“ der Merlot mit seinen Kirsche-, Pflaume- und Leder-Noten die Basis-Aromen der Sangiovese-Traube. Darüber hinaus kommen hierdurch aber auch Nuancen von Karamell, Heidelbeere sowie schwarzer Johannisbeere hinzu. Die Tannine sorgen im Handumdrehen für die nicht nur sprichwörtlich „blaue Zunge“.
Der MORELLINO besticht durch seine Komplexität, den gehaltvollen Körper und großen Umfang an Aromen. Er hat eine elegante Frische und einen sehr fruchtigen & weichen Abgang. Zudem hatte ich den olfaktorischen Eindruck von Erdbeeren – auch wenn diese weder der Sangiovese- noch der Merlot-Traube zugesprochen werden. Der mit einem Naturkorken verschlossene Wein benötigte nach dem Öffnen keine Standzeit und konnte sogleich genossen werden.
Der MORELLINO di Scansano DOCG 2018 wartet im Jahrgang 2018 mit 14% Vol. Alkohol auf und steht mit seiner anschmiegsamen öligen Konsistenz trotz des geringeren Alkoholanteils guten Australischen Shiraz-Weinen kaum in etwas nach. Die empfohlene Serviertemperatur liegt bei 18°C, wobei ich persönlich 21°C für besser halte. Preislich kann man den MORELLINO von LaSelva mit knapp 14 Euro pro Liter im unteren Mittelfeld ansiedeln – geschmacklich besticht er jedoch wie ein ganz Großer!
Ich habe die Flasche mit einem Drittel des Weines rund 3 Tage verschlossen in der Küche stehen lassen – als ich dann davon probierte, hatte sich der Wein nochmals zum Positiven weiterentwickelt. Schon der Duft ging mehr in die Richtung eines guten Ports oder alten Sherry`s – obwohl kaum möglich, war der MORELLINO nochmals ein gutes Stück weicher und auch würziger geworden.
Dieser Wein ist sowohl ein verlässlicher Begleiter beim Genuss von Fleischgerichten – besonders Rind, Wild & Lamm – aber auch zu italienischer Pasta und Desserts wie Mousse au Chocolat oder Schokolade um die 60% Kakaoanteil. Beim gereichten Fleisch macht es im Übrigen in Sachen Harmonie keinen Unterschied, ob es sich um Kurzgebratenes, Geschmortes oder Gegrilltes handelt.
Der MORELLINO di Scansano DOCG hat inzwischen bereits einige Preise gewonnen – und dies zu Recht. Hier machen sich die Liebe und Sorgfalt der professionellen „Vinifizierer“ bezahlt. Beim Internationaler Bio-Weinpreis MUNDUS hat der MORELLINO di Scansano DOCG 2018 im Jahrgang 2018 eine der Gold-Medaillen gewinnen können.
Ganz wichtig für die Beurteilung eines Weines ist mir stets der erste Eindruck meiner Frau. Dazu muss ich feststellen, dass meine Frau nicht wirklich eine Weinliebhaberin ist, aber wenn ihr ein Wein schmeckt – dann ist es immer ein besonders leckerer. Der MORELLINO hatte es ihr bereits beim ersten zaghaften nippen angetan und das soll viel heißen.
Einziges Manko bei diesem Wein ist, dass er als Allergen noch eine erwähnenswerte Menge an Sulfit aufweist. Wer also zur „Rotwangigkeit & Unwohlsein“ beim Genuss von Rotwein neigt, sollte sich vorsichtig herantasten. Ein kleiner Tipp, wer diese Effekte kennt und trotz allem nicht auf ein Rotwein-Erlebnis verzichten möchte greift einfach zu Mollydooker Weinen. Diese werden unter Verwendung von Stickstoff verschlossen und weisen einen verschwindend geringen Sulfit-Anteil auf!
Soweit zum MORELLINO di Scansano DOCG 2018 von LaSelva – mit Sicherheit einer der wenigen Weine, der es seit langem wieder einmal geschafft hat zu überraschen. Sofern Euch gehaltvolle, fruchtige & würzige rote Weine ansprechen, kann ich Euch diesen Wein nur wärmstens ans Herz legen. Viel Vergnügen beim Ausprobieren…