Das Ottenthal

Jahr für Jahr, ereilt jeden von uns der eigene Geburtstag – neben der Tatsache, dass man wieder älter geworden ist, oder besser älter werden durfte – ist dies ein Tag, den man mit der Familie und guten Freunden verbringen möchte. Auf Grund der aktuellen Situation ging dies aber leider nicht wie gewünscht.

Wir haben uns daher auf den „inner circle“ beschränkt und ich bin mit Frau und Kind Essen gegangen. Nachdem wir unser Vorhaben angedacht hatten, stand schnell fest was es denn werden sollte. Es war schon eine Weile her, dass wir ein gutes Schnitzel hatten und da ja aktuell auch Spargel hoch im Kurs steht hielten wir also Ausschau nach der passenden Lokalität.

Auch wenn es stets ein Risiko bedeutet, entschieden wir uns für ein Restaurant, welches wir bisher noch nicht kannten. Wie so oft holten wir uns zuvor ein paar Meinungen ein – natürlich via Google Maps. Bei der Suche nach „Berlin & Schnitzel“ poppten einige bekannte, aber auch einige für uns neue Restaurants auf.

Besonders interessant fanden wir dann das Ottenthal Restaurant & Weinhandlung – bei fast 600 Reviews und einem Voting von 4,6, kann man im Grunde schon nicht mehr viel falsch machen. Also haben wir kurzerhand dort angerufen und einen Tisch reserviert. Schon am Telefon wurden wir durch die freundliche und symphytische Art unseres Gegenübers in unserer Entscheidung bestätigt.

Nach knapp 15 Minuten U-Bahn Fahrt und gut 600 Meter Fußweg hatten wir das Ottenthal erreicht und wurden dort aufs Freundlichste empfangen. Das Restaurant hat einen langgezogenen, hellen und liebevoll gestalteten Gastraum. Wer möchte kann auch vor dem Restaurant im Freien Platz nehmen, da wir aber den aus meiner Sicht „besten Tisch“ direkt am Fenster bekamen war, unsere Entscheidung klar.

Der Service war erwähnenswert zuvorkommend – es setze sich also der erste Eindruck vom Telefon fort. Nach kurzem „Studium“ der Karte, war klar was wir außer Wiener Schnitzel noch ordern wollen. Ich bestellte mir ein Alsterwasser (mit Salzburger Stiegel), wobei sich Frau & Tochter für eine Apfel Schorle entschieden.

Super fanden wir, dass die Apfel Schorle im Ottenthal standardmäßig mit trübem und einem sehr leckeren Apfelsaft zubereitet wird – den qualitativen Unterschied schmeckte man gleich. Zudem ist dieses Restaurant sehr kinderfreundlich – wir bekamen flugs einen Hochstuhl, ein Glas mit Buntstiften und ausreichend Papier, um unsere kleine Maus zu „beschäftigen“.

Noch während unserer Bestellung reichte man uns ein paar Scheiben zweier hervorragender Baguette-Sorten, nebst einem Gläschen hausgemachten Erdapfel-Kas. Die Mischung enthielt nicht wirklich Käse, sondern Frischkäse oder auch Topfen, fein mit Kräutern und Gewürzen abgeschmeckt – ein ganz toller und einzigartiger „Starter vom Haus“.

Im Anschluss hatte ich mir als Vorspeise ein Carpaccio vom Jungbullen- und Büffelfilet ausgesucht, welches mit marinierten, saisonalen Pilzen, Rauke und „Spänen“ vom Grana (italienischer Hartkäse) angerichtet war. Besonders gefiel mir das, das Fleisch gut temperiert war – aus meiner Sicht wird Carpaccio oftmals deutlich zu kühl serviert.

Zudem war die Rauke wohl portioniert, sehr jung, knackig und „glänzte“ mit einem sehr feinen leicht nussigen Aroma. Die marinierten Pilze – also Schwammerln – waren leicht angebraten worden und in Kombination mit dem Grana war diese Vorspeise ein echtes Gedicht.

Unsere kleine Tochter bekam eine Portion Bratkartoffeln – diese sahen zwar nicht sehr aufregend aus, aber das täuschte. Geschmacklich waren sie ein großer Wurf. Sie waren knusprig, auf den Punkt gegart und mit einer Hand voll Frühlingszwiebel gebraten worden. Zudem lediglich ganz leicht gewürzt, so dass man tatsächlich noch das feine Aroma der hervorragenden Kartoffeln durchschmecken konnte.

Das Wiener Schnitzel im Ottenthal stammt vom Bio-Kalbsrücken und das schmeckt man auch. Ich freue mich immer wieder darüber, wie nach und nach überall Fleisch auf den Tisch kommt, welches auch Tierwohl-Normen erfüllt.

Zu meinem Schnitzel hatte ich einen Erdäpfel-Vogerl-Salat gewählt – eine Kombination aus mariniertem Feldsalat und dem klassisch österreichischen Kartoffelsalat – sehr lecker! Auch hier stimmte die Temperatur, so das dem vollkommenen Genus nichts im Wege stand.

Die Schnitzel selbst waren klassische „Elefantenohren“, sprich sehr groß und sehr dünn – dabei knusprig und man schmeckte das ausgewogene Zusammenspiel von Panade und Fleisch – ein echter Genuss. Meine Frau hatte zu Ihrem Schnitzel Kartoffeln, sowie weißen Spargel nebst Sauce Hollandaise gewählt.

Schon die Kartoffeln waren fantastisch, sie hatten einen kräftigen Eigengeschmack – sprich die ideale „fette Salatkartoffel“ – wobei ich davon ausgehe das sowohl die Bratkartoffeln unserer Tochter als auch die meines Salates, eben genau diese leckeren Erdäpfel waren. Der Spargel war auf den Punkt gegart, nicht wässerig, sondern kräftig im Aroma und fest im Biss, wobei die Sauce Hollandaise schön leicht und mild daherkam.

Man kann es nicht anders sagen, wir waren vollends zufrieden – angefangen bei der Location, über den guten Service bis hin zu den tollen Speisen & Getränken. Wir fühlten uns wohl und was will man mehr, es passte einfach. Ein wenig Platz war da noch übrig geblieben, weshalb wir uns noch zu einem kleinen Dessert bewegen ließen.

Wir entschieden uns für eine Kugel hausgemachten Holundersorbets – die richtige Entscheidung. Es war nicht zu süß, bot so viel Platz für das einmalige Holunderaroma und war sehr erfrischend. Einzig hinsichtlich der Konsistenz ist beim Sorbet noch ein wenig Platz nach oben.

Danach nahm ich noch einen Cappuccino um das Ganze abzurunden. Auch dieser war auffällig gut – mit dem perfekten Schaum und einem kleinen Vanille-Kipferl versehen, genau das Richtige zum Abschluss. Das man im Ottenthal auch hervorragend zu Kaffee & Kuchen vorbeischauen kann, war spätestens klar als dann noch der süße Gruß aus der Küche kam.

Die „Werkstatt“ des Ottenthal bietet im Übrigen Süßes und Pikantes für Feiern & Events an. Die Palette reicht hier vom hauseigenen Baumkuchen, über Snacks & Fingerfood bis hin zum klassischen Schweinsbraten und vielem mehr. Auch dies ist ein Weg unsere Gastronomen in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.

Da die Speisenkarte des Ottenthal noch so viel mehr zu bieten hatte – beispielsweise einen klassischen gesottenen Tafelspitz (mmmh, lecker) – war klar, dass dies nicht unseren letzten Besuch dort war. Ich kann Euch dieses Restaurant im Herzen Berlins nur wärmstens empfehlen. Solltet Ihr es besuchen, freue ich mich über Eure Meinung zum Ottenthal – am besten via Facebook.

Ach ja, wichtig ist es vielleicht noch Euch auf die recht „unentspannte“ Parkplatz-Situation hinzuweisen. Wollt Ihr also das Ottenthal besuchen – parkt am Besten im Parkhaus um die Ecke. Dies sorgt dann gleich für einen deutlich entspannteren Genuss, denn hier treten sich die Herrschaften von Ordnungsamt & Polizei beim Strafzettel ausfertigen schon gegenseitig auf die Füße.