Reservierung & Web
Auf Empfehlung hin haben wir uns spontan für den Besuch des Berliner The Grand entschieden. Wir waren gegen Nachmittag auf Location-Suche in Berlin Mitte unterwegs und hatten ad hoc eine telefonische Reservierung vorgenommen. Ein erfrischend freundliches und zuvorkommendes Gegenüber hob ab – Daniela – sie erzählte ein wenig zum The Grand und gab uns sogleich das Gefühl willkommen zu sein.
Das Restaurant öffnet offiziell erst gegen 19:00 Uhr, aber man empfing uns bereits um 18:00 Uhr auf das Herzlichste und überbrückte uns die Zeit mit zwei sowohl optisch als auch geschmacklich eindrucksvollen alkoholfreien Cocktails…aber dazu später ein wenig mehr.
Da das The Grand sehr nahe am Alex gelegen ist, hatten wir mit einer längeren Parkplatzsuche gerechnet – aber weit gefehlt, gleich neben dem Restaurant durften wir uns nach erfolgreicher Befüllung des Parkscheinautomaten glücklich schätzen, fußläufig eine Parkmöglichkeit ergattert zu haben.
Die Webseite vom The Grand ist nett gemacht, könnte aber etwas performanter daherkommen und was die Speisekarten angeht deutlich kürzere Wege bis ans Ziel bieten. Die Seite ist responsiv angelegt und somit auch für Mobile Devices eine feine Angelegenheit – auf dem großen Monitor wirken Schrift und Grafik hingegen stellenweise etwas verloren.
Ambiente
Von außen zeigt sich das Gebäude vom The Grand recht zurückhaltend, lediglich die zwei Eingänge, einer zum Restaurant, der andere zur Bar verraten, das hier eine Restauration untergebracht sein könnte. Dies ist vielleicht dem Denkmalschutz des historischen Schulgebäudes von 1842 geschuldet oder aber nur dem Understatement – in jedem Falle ist dies ansprechender als eine Brauerei gesponserte Leuchtreklame – Dezente Beleuchtungsakzente am linken Eingang nebst einem goldenen Schild verrieten uns, das wir das The Grand gefunden hatten.
Beim The Grand handelt es sich neben Restaurant & Bar um eine Club- & Event-Location. Stilistisch setzt man beim The Grand auf eine Mischung von blankem Mauerwerk, modernen akzentuierten Beleuchtungsszenarien und hochwertigen Clubmöbeln mit Chic. Im Restaurantbereich spielen die Speisen auf den durchweg weißen Tischtüchern die Hauptrolle – hier spürt man noch ein wenig vom Spirit der Ostberliner-Locations nach der Maueröffnung.
Bis zu 240 Gäste können im The Grand Speisen und Feiern, ca. 80 im Restaurant, 60 in der Galerie gleich über dem großen Gastraum sowie an die 100 auf der Terrasse. Zudem bieten die angeschlossene Bar und einige Suiten zusätzliche Kapazitäten für jedwede Events.
Die Visitenkarte
Die Toiletten des The Grand sind sehr stylish, Spotlights beleuchten alles Wichtige – die Stimmung ist in jedem Falle interessant – clubartig – und die stillen Örtchen waren sauber. Olfaktorische Gimmicks könnten hier noch das gewisse Etwas ausmachen.
Service
Als wir das The Grand betraten wurden wir im Eingangsbereich direkt von Daniela in Empfang genommen und sogleich an einem zentral gelegenen Tisch im Restaurantbereich platziert. Das nette Angebot unsere Garderobe abzugeben nahmen wir zwar diesmal nicht wahr – aber die Tatsache an sich empfanden wir als einen angenehmen und vor allem nicht mehr vielerorts anzutreffenden Service.
Man hat uns während unseres gesamten Aufenthaltes jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Dies nahmen wir nicht als aufdringlich oder störend wahr, sondern als stetige und zuvorkommende Begleitung. Vielen Dank für den tollen Service – wir haben ihn durchweg genossen.
Drinks & Bar
Wie eingangs erwähnt hat man uns die Zeit bis zum Essen mit zwei tollen Drinks überbrückt. Diese wurden in der hauseigenen Bar zubereitet und schmeckten interessant & sehr ausgewogen, der eine auf Basis von Passionsfrucht mit Minze, der andere mit Ingwer & Limone.
Wir haben selten so nuancenreiche alkoholfreie Cocktails genießen dürfen – die Bar versteht ihr Handwerk und bietet ein angenehmes Ambiente.
Die Luft dort ist Erfüllt von dem Duft verschiedener Hölzer und ich meinte beim kurzen Durchstreifen der Räumlichkeit eine Patschulinote wahrgenommen zu haben.
Vorspeisen
Zu Beginn wurde uns Brot gereicht. Hierbei handelte es sich um Scheiben vom Baguette und von einem dunkleren Körnerbrot – beide von bemerkenswerter Qualität – dazu erhielt ein jeder von uns eine kleine Portion wohltemperierter Butter.
Die Vorspeisen waren durchweg erwähnenswert lecker sowie optische High Lights, denen man die Sorgfalt & Professionalität ansah mit der sie zubereitet & angerichtet worden waren.
Ein echter Traum war der gratinierte, äußerst milde Ziegenkäse auf einer Tranche gegrillter Wassermelone, garniert mit frischem Feldsalat versehen mit einem Haselnuss-Karotten-Dressing und Thymianhonig – diese Vorspeise war eine echte Erkenntnis – mein Kompliment. Die Kombination an Texturen war eine große und einmalige Gaumenfreude.
Bei unserer zweiten Vorspeise handelte es sich um den The Grand Caesar Salad, bestehend aus Römersalatherzen, Tomaten-Crostini, Bacon-Croûtons, Parmesan einem wunderbaren Caesars Dressing mit einer Spur Sardelle gesalzen, gereicht mit einem halben Hummer.
Der Salat war sehr frisch und knackig, das Dressing ausgewogen und keinesfalls aufdringlich, der Parmesan beeindruckte und der Hummer war auf den Punkt gegart. Also auch diese Vorspeise war von besonderer Qualität und Handwerkskunst und dabei mit knapp 30 Euro absolut im preislichem Rahmen.
Hauptgericht
Unsere Wahl fiel auf das Porterhouse (US BEEF) aus dem Freigehege, laut Karte “Maisfütterung“ und daher mit ausgeprägter Marmorierung und einen tiefen, harmonischen Geschmack. Das Fleisch war sechs Wochen gereift und die Scheibe kam mit einem Gewicht von 1200 g daher.
Das Porterhouse weist sowohl Rücken- als auch Filetanteil auf – ähnelt optisch dem T-Bone und wird im The Grand am Knochen gegrillt und tranchiert serviert. Nach dem Grillen wird dem Fleisch ausreichend Zeit gegeben zu ruhen, so dass der Fleischsaft nicht ausläuft, wenn es tranchiert wird. Für dieses Steak muss man im The Grand aktuell 129 Euro investieren.
Das Porterhouse war sehr lecker und mit Sicherheit von gehobener Qualität, aber der Grillgeschmack hätte deutlich intensiver und die Temperatur des Steaks deutlich höher sein dürfen. Nach dem überwältigenden Eindruck den die Vorspeisen hinterließen, war das Steak nicht wirklich etwas Besonderes – hier wäre für uns ein anderes Gericht aus dem reichhaltigen Angebot im The Grand sicher die bessere Wahl gewesen. Aber das ist der Preis, wenn man in den vergangenen Monaten nahezu alle Steakhäuser der Stadt besucht hat.
Hinzu kam das wir uns ganz besonders auf die originale Chimichurri Salsa gefreut hatten. Eine lateinamerikanische Saucen-Spezialität basierend auf einer Hand voll grüner Kräutern, Knoblauch, Schalotten und einigem mehr – leider im The Grand lediglich eine Interpretation dieser an sich grünen Köstlichkeit – meilenweit weg vom Original.
Dafür war dann aber der Portweinjus ein echtes Erlebnis. Zusätzlich wurde uns dann noch eine Sauce Bernaise gereicht – die war recht ordentlich, kam nicht zu “schwer“ daher und der Estragon war mit Augenmaß verwendet worden.
Dessert
Die Nachspeisen haben uns leider etwas enttäuscht, insbesondere die Creme Brûlée die deutlich zu klein “untergebracht“ war und daher kaum Raum für die Entfaltung einer ordentlichen Konsistenz hatte (Hier einfach mal das Ritz-Carlton am Potsdamer Platz besuchen und ein wenig Spicken – da geht noch was – weniger ist nicht immer mehr).
Das Sorbet von der Kirsche war Spitze, das von der Himbeere war dagegen förmlich langweilig und auch der Obstsalat wirkte fade und lieblos.
Hier ist deutlich Luft nach oben, die “süßen Sachen“ sollten mit den Vorspeisen mithalten können, etwas mehr Liebe zu Texturen und auch der Abschluss würde überzeugen.
Fazit
Für das The Grand können wir eine ganz klare Empfehlung aussprechen. Das Flair dieser Location, der gute Service und die feinen Speisen laden zum Verweilen ein. Wir werden sicher nochmals dort einkehren um ein paar weitere Gerichte zu probieren. Aus unserer Sicht ein Muss für jeden Gast, der Ziegenkäse auf gegrillter Melone.
Die Preise sind bei der angebotenen Qualität der Speisen in jedem Falle gerechtfertigt, ob es unbedingt ein Steak sein muss, muss jeder für sich entscheiden. Unsere Wahl fürs nächste Mal werden sicher raffiniertere Gerichte, wie z.B. der auf der Karte befindliche Rehrücken sein.
Besonders zu erwähnen ist die Herzlichkeit Danielas, sie hat dafür gesorgt, dass unser Besuch zum Erlebnis wurde…und Daniela – ich hoffe die Fotos sind gut geraten – wegen des Shiraz melde ich mich bei passender Gelegenheit nochmals bei Euch.