Bis ins Jahr 2005 hatte ich im Grunde nur sehr wenig Berührungspunkte mit Wein und wenn dann – wie eingangs bei In Vino Veritas geschildert – nahezu ausschließlich mit den „Roten“. Die ersten Flaschen, sprich die, die mich für den Geschmack australischen Weines einnahmen, waren zwei Flaschen Pertaringa (Shiraz) aus dem Jahre 2000.
Die erste der beiden Flaschen habe ich in meinem „jugendlichen Leichtsinn“ 2004 mit auf eine Party genommen – im Nachhinein betrachtet sicher ein Fehler, auch wenn der Wein dort gut ankam.
Die zweite, und leider letzte Flasche habe ich dann mit deutlich mehr Ehrfurcht erst 2011 geöffnet. Vorab hatte ich noch das Weingut in Australien kontaktiert um zu klären ob ich den Wein den „jetzt schon“ öffne solle – nun ja, die Australier lieben ihren Wein ja „frisch“ und ließen mich wissen, das noch länger zu warten eine Schande wäre.
Als die Flasche geöffnet war, merkte ich dann schnell wie wenig in einer Flasche doch sein kann. Wir genossen ihn in kleiner Runde zu einem hervorragenden Steak – der Wein war inzwischen bernsteinfarben und aus meiner Sicht von unvergleichlicher Qualität aber eben zu wenig.
Jetzt aber nochmal ein paar Jahre zurückgeschaut – nachdem mir bewusst wurde, was ich 2004 für einen leckeren Wein „verschwendet“ hatte, nahm ich mir vor zukünftig etwas genauer hinzuschauen.
So kam es, dass ich im Jahre 2007 im Rahmen eines Restaurantbesuchs in Leverkusen meinen ersten Mollydooker kennenlernte. Wer hätte das Gedacht, Leverkusen trägt ja an sich nicht gerade das Prädikat der kulinarischen Verheißung…aber es war trotz allem ein schöner Abend im Restaurant „Zum Löwen“. Zum Abschluss kam ich in den Genuss einer noch verschlossenen Flasche Boxer 2005 die mir der Sommelier mit auf den Weg gab – in diesem Moment wurde der Grundstein für eine bis heute andauernde Liaison gelegt.
Der Boxer war zu dieser Zeit noch ein „Rising Star“ und eben aus diesem Grunde eher schwer zu bekommen. Da ich gerne den 2005er Jahrgang haben wollte kontaktierte ich natürlich gleich das Weingut Mollydooker in Australien (sehr hübsche Webseite: https://www.mollydookerwines.com.au/) – leider war er dort aber bereits vergriffen und in Deutschland nirgends vorrätig. In meiner „Not“ wandte ich mich dann an den weinlakai.de (Tobias Treppenhauer) und siehe da, er konnte mir den Kontakt zu einem dänischen Händler (Tom L. Pedersen von atomwine.dk) herstellen. Tom überließ mir wunderbarerweise einige Flaschen aus seinem Bestand und so begann meine bis dato andauernde „Weinreise“ in die Welten des – vor allem australischen – Shiraz.
Diese ersten Flaschen haben von 2008 bis 2013 gehalten, trotz Wertsteigerung habe ich natürlich keine einzige davon verkauft und nur in Momenten großer Zuneigung einigen lieben Freunden die eine oder andere angedeihen lassen.
Seitdem habe ich viele verschiedene Mollydooker Weine und Jahrgänge genießen dürfen – wobei sich natürlich Vorlieben für bestimmte Weine und auch Jahrgänge ergeben haben.
Aktuell beziehe ich meine Mollydooker Weine bei Niklas von Aixvinum in Aachen – ein wunderbarer Mensch mit dem ich die Liebe zu diesen edlen Tropfen uneingeschränkt teilen kann.
Eine Eigenheit von Mollydooker Weinen hat sich für mich über die Jahre als besonders vorteilhaft herausgestellt – die Weine sind sozusagen Allergiker tauglich. Wer ab und an in Gesellschaft mal den einen oder anderen Rotwein genossen hat kennt das Problem der „spontanen Rotbackigkeit“ sicher auch. Besonders das weibliche Geschlecht reagiert oft in unterschiedlicher Form auf rote Weine und trinkt diese daher eher weniger oder mit Vorbehalten.
Für allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten (Kopfschmerzen, Rotwerden, Übelkeit, etc.) ist meist der Schwefel verantwortlich, der bei der Abfüllung zugesetzt wird, um den Wein vorm oxidieren zu bewahren.
Bis zu 25% des Schwefels sind dann im Resultat als schwefelige Säure (oder als Sulfid) im Wein selbst enthalten und führen zu den genannten Unverträglichkeiten.
Nun, Mollydooker hat sich sehr früh schon dazu entschieden seine Weine beim Abfüllen unter Zuhilfenahme von Stickstoff (Nitrogen) zu verschließen, daher findet sich deutlich weniger Schwefel in diesen Weinen, als bei anderen Produzenten.
Mollydooker Weine werden mit Schraubverschlüssen verschlossen – ich weiß echte Weinkenner schwören auf Korken – jedoch ist ein so guter Schraubverschluss wie bei Mollydooker allemal besser als die gebräuchlichen Allerwelts-Korken. Da ziehe ich den Schraubverschluss minderwertigen Korken vor – zumal ich zusätzlich den Vorteil habe, die Flaschen so auch stehend lagern zu können und diese über die Jahre nicht Um-Korken muss.
Eine weitere Besonderheit, die Weinkennern den Schweiß auf die Stirn treibt ist der Mollydooker Shake. Der Mollydooker Shake basiert darauf, aus der just geöffneten Flasche ein Glas abzugießen (wichtig noch nicht trinken) – so das der Füllstand noch bis zur Schulter der Flasche reicht, diese dann zu verschrauben und dann – wie ein Barkeeper einen Cocktail – leicht zu shaken. In der Flasche entsteht daraufhin Schaum aus dem durchs shaken freigesetzten Stickstoff.
Nach dem erneuten Öffnen verflüchtigt sich dann der frei gewordene Stickstoff und der Schaum verschwindet – dies wiederholt man einige Male bis sich nahezu kein Schaum mehr bildet und füllt den Inhalt der Flasche dann beispielsweise in einen Dekanter seiner Wahl.
Nun sollte man in ein zweites Glas das Ergebnis einschenken und dann einmal beide Varianten miteinander vergleichen – ich wette mal jeder mit einer Zunge für Wein wird annehmen es handele sich um unterschiedliche Weine.
Der Effekt ist wirklich einmalig – die Aromen und einzigartigen Geschmackstoffe wurden in der ge-shakten Variante förmlich befreit – und dies schmeckt man deutlich. Eine Video-Anleitung hierzu findet Ihr unter https://youtu.be/4xTw6nOj80k auf YouTube.
Aber Achtung, hierfür eignen sich natürlich nur Mollydooker Weine ohne Kohlensäure!
Bei Jahrgängen die älter als vier bis fünf Jahre sind und die unter Umständen bereits einiges an Depot aufweisen, muss man anders verfahren. Entweder man wartet im Anschluss an den Shake ausreichend lange oder man dekantiert den Wein in ein Behältnis, welches man auch zum Shaken verwenden kann bevor es letztendlich in den Dekanter geht.
Wichtig: Ein reines Dekantieren – mag der Dekanter noch so „toll“ sein – wird nie ausreichen die Gesamtheit des Geschmacks eines Mollydooker Weines zu erwecken!
Meine aktuellen Mollydooker Favoriten sind der Beliebtheit nach:
- Boxer (Shiraz) [2005, 2006, 2008, 2015, 2013, 2016, 2012 & 2017]
- Carnival of Love (Shiraz) [2010, 2012 & 2013]
- Velvet Glove (Shiraz) [2010, 2011 & 2016]
- Enchanted Path (Shiraz Cabernet) [2005, 2006 & 2010]
- Blue Eyed Boy (Shiraz) [2005, 2006, 2009, 2010, 2014 & 2016]
- Two Left Feet (Shiraz Cabernet) [2006, 2010]
Hierbei spielen die jeweiligen Jahrgänge natürlich eine Rolle – aber grundsätzlich kann man – so denke ich – bei Mollydooker Weinen kaum etwas falsch machen. Einige der Weine sind zudem so gefertigt, das diese für den veganen Genuss taugen.
Im Zusammenhang mit Mollydooker Weinen fallen oft Begriffe wie left handed oder left footy – In australischen Slang spricht man somit von einer Person die Linkshänder ist – einem Molly-Dooker. Zudem kann es natürlich durchaus sein das man nach etwas zu viel Wein auch left „footy“ ist – siehe das Cover vom Two Left Feet.
Das hier beim Keltern jemand am Werke gewesen sein soll der zwei linke Hände hatte, drängt sich bei der Qualität der Tropfen aber keinesfalls auf.
Soweit an dieser Stelle wie ich zum Wein gefunden habe und warum Mollydooker zu meinen Lieblings-Weingut wurde.
Ich werde Euch bei Gelegenheit meine Erfahrungen vom Besuch des Weingutes 2018 in Australien in einem gesonderten Beitrag niederschreiben.
Bis dahin, viel Spaß – vielleicht ja bei einem Glas Mollydooker.