LaSelva – BIO Feinkost

Als ich in diesem Jahr erstmalig die BIOFACH besuchte, hatte ich das große Glück ein Urgestein der Branche näher kennen lernen zu dürfen – LaSelva BIO-Feinkost,  eine italienische Genussfamilie mit Münchener Pioniergeist. LaSelva hat bereits vor 40 Jahren die ersten Schritte ins Terrain des biologischen Landbaus getan. Somit ist die Toskana sozusagen eine der sprichwörtlichen Wiegen der ökologischen Agrarwirtschaft Europas.

Das Wirtschaftsgebäude des heutigen Bio-Landgutes wurde von den Spaniern bereits im 17. Jahrhundert angelegt und diente zuerst als Umschlagplatz und Kornspeicher. LaSelva befindet sich in der Maremma – einem ehemals sumpfigen Landschaftsstrich an der tyrrhenischen Meeresküste – dem südlichen Teil der Toskana. La Selva bedeutet „Der Wald oder die Wildnis“ und ist zugleich ein Hinweis auf die Lage des Gutes, nahe der Wälder und des Naturschutzgebietes Parco Regionale della Maremma.

Verantwortlich für die Unternehmung zeichnet der gebürtige Bayer Karl Egger, der schon früh bemerkte, dass sich die Qualität unserer Lebensmittel des täglichen Bedarfs zunehmend verschlechterte. Karl Eggers Gründe dafür, sich eingehender mit dem Thema BIO zu beschäftigen und letzten Endes sogar einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb zu führen, waren vielfältig.

Schon in den achtziger Jahren sickerte aus den USA durch, dass Frucht schädigende Gifte in der Nahrung gefunden wurden – dies entsetzte den naturverbundenen Karl Egger derart, dass er daran mitwirken wollte, dass hier ein Umdenken stattfindet.

Aus seiner Sicht musste es doch möglich sein, den intensiven, unverfälschten und natürlichen Eigengeschmack frisch geernteter Feldfrüchte einzufangen, nur mit wenigen, edlen Zutaten und ohne unnötige Zusätze – vor allem ohne Bedenkliches.

Karl Egger war schon immer ein bodenständiger Genussmensch – er kannte die Toskana auf Grund vieler Reisen gut und er wollte endlich wieder näher an der Natur sein. Es war ihm wichtig, die Jahreszeiten bewusst erleben zu können. So kam 1980 dann der Wendepunkt für Karl Egger – er verlagerte seinen Lebensmittelpunkt in die Toskana und startete dort sein Projekt des ökologischen Landbaus & der BIO Feinkost.

Es ging ihm bei seinem Projekt vor allem darum, dass die ökologische Landwirtschaft Gutes, Reines und Wohlschmeckendes produzierte und dies, wenn möglich, auf Basis toskanischer Traditionsrezepturen. So waren dann auch eingekochte Tomaten, Salsas und Pelati die ersten Produkte des jungen Unternehmens, welches mit grade mal sieben Hektar Land seinen Siegeszug begann.

Schon früh erkannte Karl Egger, dass dies nur möglich sein konnte, wenn dabei die Bewahrung der Vielfalt von Natur und Tierwelt aktiv gefördert wird. Wie wichtig beispielsweise die Bienen hierbei waren, war ihm schon vor vierzig Jahren klar – heute wo wir diese Bestäuber vielerorts schmerzlich vermissen – ja wo Kampagnen gestartet werden, sie wieder anzusiedeln, lebt das Gut LaSelva schon Jahrzehnte lang in Harmonie mit diesen fleißigen Tierchen – und beide profitieren voneinander.

Das vollends giftfreie, ökologische Landbau zieht zudem viele Vögel an, da hier auch alle möglichen Arten von Insekten ein Refugium gefunden haben – sozusagen wie ein riesiges Insekten Hotel – hier stimmen die natürlichen Abläufe noch. LaSelva arbeitet mit Ornithologen zusammen, um die heimischen Vögel und deren Lebensräume zu schützen und zu bewahren. Hierzu wurden in nur 40 Jahren durch Anpflanzungen von 7.000 heimischen Sträuchern und Bäumen, sowie durch das Etablieren von Feuchtbiotopen, optimale Nistbedingungen geschaffen.

Neben dem mineralstoffreichen Boden und dem tyrrhenischen Meeresklima sind LaSelvas Chianina-Rinder aus Mittelitalien ein Garant für tolle Ergebnisse. Der Mist der Tiere ist für die innerbetriebliche Kompostherstellung und auch als Dünger für die ökologischen Anbauflächen ein wichtiger Bestandteil des Betriebes auf LaSelva. Hier wird noch im Kreislauf bewirtschaftet und unter Beachtung der Fruchtfolge. Zudem ist bei LaSelva gezielte ökologische Bodenvorbereitung einer der Schlüssel zum Erfolg. 1984, als es noch keine Bio-Verordnung in Europa gab, war LaSelva der erste ausländische Partnerbetrieb des Öko-Verbandes Naturland e.V. War doch Karl Egger bereits Mitglied des Gründerkreises und Dr. Richard Storhas, der spätere Präsident und Geschäftsführer, engster Berater und Stammgast auf LaSelva .

In Deutschland wurde nach Eggers Meinung das Thema BIO oft politisch instrumentalisiert. In Naturland fand er den richtigen Partner, denn es stand bereits in der Satzung festgeschrieben, dass es den Mitgliedern nicht um Politik oder Weltanschauung gehen würde.

Das Team von LaSelva ist schon seit den Anfängen eher eine Familie als eine Belegschaft, das merkte ich bereits in der knappen Zeit des Presse-Events zum 40-Jährigen. Hier arbeiten ganze Familien bereits über Generationen mit Freude im ökologischen Landbau. Dies sah man den Kollegen auch an, als Ihr Jubiläum und die BIOFACH 2020 so gut zusammenfielen.

Etwas über hundert Mitarbeiter arbeiten auf dem Landgut. Nach Bedarf wird die aus der lokalen Umgebung kommende Belegschaft saisonal aufgestockt. Insgesamt arbeiten in Italien und international in Anbau, Verarbeitung und Vertrieb derzeit 286 Mitarbeiter für LaSelva . LaSelva genießt einen exzellenten Ruf als fairer Arbeitgeber und auch die Saisonarbeiter kommen jedes Jahr gerne wieder.

Anfangs wurden die ökologisch produzierten Produkte nur über den kleinen Hofladen und direkt an Freunde & Nachbarn vertrieben. Den Hofladen mit täglich frischem Obst und Gemüse gibt es zwar heute noch, aber die Produkte LaSelvas sind mittlerweile europaweit gefragt – ja sogar über die Europäischen Grenzen hinaus auch in den USA oder Japan.

So hatte LaSelva 2019 einen konsolidierten Gesamtumsatz von mehr als 20 Millionen Euro – das ist ein Volumen wie es vor 40 Jahren wohl niemand hätte voraussagen können. Aus den sieben Hektar sind heute 707 ökologisch bewirtschaftete Anbauflächen geworden, nicht zu vergessen die bereits genannten 124 Hektar großen unbewirtschafteten Ausgleichsflächen und Rückzugsgebiete für die Tierwelt.

Seit der Gründung hat aber nicht nur die durch LaSelva bewirtschaftete Fläche enorm zugenommen, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Produktion. Ob 100.000 Gläser halb-getrocknete Tomaten in der Manufaktur kreiert, 50.000 Artischocken per Hand geschält oder 11 Millionen Tomatenspezialitäten in der Bio-Tomatenverarbeitung abgefüllt, – insgesamt gehen zirka 20 Millionen jährlich produzierte Feinkost- und Naturkost-Gläser des vielfältigen mediterranen Sortiments in die Welt hinaus.

 

Es dauert maximal 24 Stunden bis die ernte-frischen Feldfrüchte in der hofeigenen Manufaktur und in der unternehmenseigenen Tomatenfabrik zu Antipasti, Pesto, Salsa, Passata und vielem anderen nach typisch toskanischen Rezepturen verarbeitet werden. Dabei setzt LaSelva wegen des Geschmacks und der Vitalität der Produkte darauf, sich stets auch saisonal und zum idealen Reifezeitpunkt zu positionieren – nur so ist es möglich, das Beste aus dem jeweiligen Obst, Gemüse oder Trauben herauszuholen – und dies auf natürliche Weise

Ein Großteil der LaSelva Produkte sind hefe-, laktose- und glutenfrei und deshalb nicht nur bei Veganern & Vegetariern beliebt. Wer sich gesund ernähren will und gleichzeitig Wert auf einen guten Geschmack mit authentischen Aromen legt, der greift zu diesen hochwertigen BIO Produkten aus der Toskana. Schaut Euch die Rezepte auf den LaSelva Webseiten an – da bekommt man einfach Appetit.

Heute ist das Portfolio von LaSelva derart umfangreich, dass man sich wahrscheinlich zu 100% von deren Produkten ernähren könnte ohne jeglichen Mangel zu spüren. Über 200 unterschiedliche, typisch toskanische Bio-Feinkostprodukte gibt es zu kaufen. Darunter finden sich neben der schier unendlichen Anzahl an Tomatenprodukten vor allem auch, gesunde Suppen, leckere Cremes (z.B. mit Steinpilzen für Bruschetta), Polentas, verschiedene Reissorten & Risottos, Nudeln, Essige, Balsamico-Cremes & Öle, Hülsenfrüchte, Produkte auf Basis des über alle Maßen gelobten LaSelva BIO-Basilikums, Marmeladen – beispielsweise die leckere LaSelva Mandarinen Marmelade – Honige ja sogar Gebäck und erlesene italienische Kaffeesorten und vieles, vieles mehr.

Ja, und natürlich – falls der eine oder andere eben schon etwas Verlustangst bekommen haben sollte… 😉 – mit der Marke Cantina LaSelva baut LaSelva auch selber Bio-Wein an und vinifiziert ihn in seinem eigenen Weinkeller im Anbaugebiet „Morellino di Scansano DOCG“ – nebenbei hat die Cantina LaSelva  auch hervorragende Grappas im Sortiment. Seit einigen Jahren schon keltern die Profis unter der Leitung des Winzers Roland Krebser und Giulio Serafinelli – der dieses Jahr in dessen Fußstapfen tritt – an einem eigenen Sortiment moderner BIO-Weine – mittlerweile 15 an der Zahl.

Diese Weine haben ausbaubedingt einen sehr geringen Schwefelanteil, sind vegan und überwiegend aus lokalen Traubensorten wie der Sangiovese-, der Ciliegiolo-Traube oder auch der wiederentdeckten Rebsorte Pugnitello gewonnen – auch hier lohnt es sich genauer „hinzuschmecken“.

Viele der LaSelva Produkte konnte man auf der BIOFACH probieren. Im Rahmen des Presse-Auftaktes und gleichzeitigem Announcement zum 40. Geburtstag wurden am Messestand auch einige der Cantina LaSelva Weine ausgeschenkt.

Zudem wurde während der Ansprachen live ein Salat aus den ersten frischen Artischocken der Saison und Pecorino von den Schafen der LaSelva Qualitätsmanagerin gezaubert – neben den gereichten Canapés  mit LaSelva -Fenchel, Orangen und getrockneten Oliven ein kulinarisches Highlight.

Zum 40. gibt es einige Produkte deren Label mit der 4 und anstatt einer Null, dem jeweiligen Produkt versehen sind. Also eine Vierzig mit Artischocke, Tomate, Basilikumblatt oder Traube beim Wein – eine wirklich hübsche Idee zum Wiederverwenden als Vorratsglas.

Unter anderem wurde auf der BIOFACH auch Daniele Zauli, der landwirtschaftliche Leiter seit 1982 geehrt – der, wie er sagte, den idealen Job hatte. Fast vierzig Jahre konnte er dort arbeiten, wo es ihm am besten gefiel und er hatte dabei jeden Tag Spaß – wer kann das schon von sich behaupten – nun geht er in den verdienten Ruhestand.

2015 – also nach 35 Jahren an der Spitze LaSelvas gab Karl Egger die Geschäftsführung seines Unternehmens an Christian Stivaletti ab. Christian stammt aus der Toskana und hatte sich zu diesem Zeitpunkt mit seiner Qualifikation als Lebensmitteltechnologe bereits zwei Jahre bei LaSelva eingebracht.

Karl Egger genießt nun noch intensiver die toskanische Lebensart – besonders gerne bei seinem Freund, dem Gastwirt Lucio Gnani. Er betreibt das kulinarische Kleinod Trattoria Aurora in Magliano – ein ganz besonderer Ort des authentisch toskanischen Genusses!

Über die Jahrzehnte wurden Karl Eggers & LaSelvas Leistungen im ökologischen Landbau mit vielen Preisen honoriert. Der ganzheitliche, durch und durch natürliche und faire Ansatz hat gezeigt, dass auch BIO sich durchsetzen kann. Ist man stets mit dem Herzen bei der Sache und kann dabei auf sein Team zählen (welches man mit Fug und Recht La Famiglia nennen darf) kommt auch der Erfolg. LaSelva war und ist gut für die Region und hat neben den Arbeitsplätzen des eigenen Betriebes für viele weitere in der Toskana gesorgt- bravo!

Was die Nachhaltigkeit angeht – bei LaSelva wird schon lange mit Photovoltaik Strom gewonnen – sind die Toskaner Pioniere auf diesem Gebiet in Italien. Auch das Frisch- und Brauchwasser Management kann sich sehen lassen – hier wird nichts verschwendet. LaSelva bringt jährlich einen übersichtlichen Nachhaltigkeitsbericht heraus – schaut selbst mal rein.

Auch wenn es für Italien-Urlaube aktuell bei dem einen oder anderen Bedenken gibt – Ihr solltet Euch merken, dass man auf LaSelva auch Urlaub machen kann – Hier die Kontakt-Adresse: info@laselva-bio.it.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ausprobieren der vielen leckeren toskanischen Produkte von LaSelva – holt Euch einfach „die Toskana in Eure vier Wände“ – Ihr werdet sehen, ökologischer Landbau macht einen Unterschied!

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